Radios waschen
Auch das wird in vielen Foren verbreitet: Radiochassis reinigen in der Geschirrspülmaschine.
Und ja- es geht.
Und es gibt Chassis, die sehen danach aus wie neu.
Dazu kann ich nur eins sagen:
Radios und Wasser- das gehört niemals zusammen !
Wenn Radios waschbar wären, hätten sie einen Wasser- Schlauchanschluß und/ oder einen Aufnäher mit Wasch- und Bügel- Hinweisen.
:-)
Mißverstanden ?
"Auf manchen Radio- Rückwanden ist doch aber ein Wasserhahn abgebildet !"
Stimmt.
'Gemeint ist aber der für besseren und/ oder störungsfreieren Empfang nötige "Erdanschluß", den man über den an Metallrohren angeschraubten Metall- Wasserhahn bezogen wurde. (Das geht bei heutigen Wasserzuleitungen aus Kunststoff nicht mehr !!!)
Damals führte man eben eine Kupferleitungsader zum Wasserhahn, eine Seite straff um Wasserhahn oder Rohr gewickelt, oder besser, auch unter eine geeignete Schelle geklemmt, die andere Seite bekam einen Bananenstecker, der in die mit dem Wasserhahn gekennzeichnete Buchse am Radio gesteckt wurde.
Heute ist eine eigens eingegrabene Metallplatte oder Metallgitter das Mittel der Wahl, da Metall- Wasser- oder Heizungsrohre und die Schutzkontakt- Leitung (gelb- grün = "PE") meist durch Schaltnetzteile und digitale Geräte in der Nachbarschaft hoch störverseucht sind.
"Auf manchen Radio- Rückwanden ist doch aber ein Wasserhahn UND eine Waschmaschine abgebildet !"
Tatsächlich ! Frontlader- Waschmaschine, natürlich mit Wasserhahn- Anschluß !
Die wurde allerdings erst nach dem Krieg erfunden.
Es soll die Vorderseite des Radios darstellen, auch wenn man Skale und Knöpfe nicht mitgezeichnet hatte...
"Auf manchen Radio- Rückwanden ist auch noch ein Wäschetrockner abgebildet !"
Auch wenn es an einen Wäschetrockner erinnert...:
Wäschetrockner Siemens, Miele
Das... meint keinen Trockner, sondern ein Zweitlausprecher, eine Lautsprecherbox.
Natürlich sind einige Bemerkungen in den vorstehenden Absätzen nicht so ganz ernst gemeint.
:-)
Aber hier die Begründung, warum Wasser in Radios nichts zu suchen hat:
Wasser dringt in viele Teile ein, und bewirkt dort Korrosion.
Reinigungsmittel richten über die Zeit weiteren Schaden an.
Selbst lackierte Teile können Wasser nicht standhalten, insbesondere, wenn der Lack schon viele Jahrzehnte alt ist.
Diffusion: Darum rosten alte Autos- Wassermoleküle können Lack durchdringen.
Das ist zwar unvorstellbar gering, aber es findet statt.
Selbst schöner, blanker Chrom an Motorrädern und Autos rostet irgendwann- auch die dünnen Metallschichten -Kupfer, Nickel, Chrom- werden mit der Zeit durchdrungen- Abhilfe schaffen da nur außergewöhnlich dicke galvanische Unterschichten (Kupfer/ Nickel).
Besonders anfällig sind die seitlichen Anschlußdrähte von Kondensatoren und die auf Schichtwiderstände gepreßte Kappe, auch wenn der gesamte Widerstand lackiert ist, und die Lackierung scheinbar noch perfekt aussieht.
Auch Lack läßt Wasser- Moleküle durch, die dann unter die aufgepreßte Kappe diffundieren können.
Transformatoren und Übertrager sind gefährdet, wenn sie nicht vakuumgetrankt sind. Manche Bastler bauen diese vor der "Radio Spülmaschinenwäsche" aus.
Am empfindlichsten sind Spulen, deren dünne Drähte, oft HF- Litze, anfällig für Korrosion sind, besonders Litzen leiten Wasser durch die Kapillarwirkung weiter, manchmal findet man Litzen, die über lange Strecken von Grünspan zerfressen sind. Gerade geschlossene Spulentöpfe und ZF- Filter, aus denen Wasser schlecht abdunsten kann, dürften gefährdet sein..
Beispiel: Korrodierter HF- Litzendraht in einem Filter
Dieses Bandfilter in einem Körting- Vorkriegs- Radio hatte eine Unterbrechung.
Ursache Ein Stück HF- Litze des Anschlusses einer Filterspule war korrodiert.
Dieser Fehler war nicht durch Spülmaschinenwäsche bedingt.
Hier eine Vergrößerung der Stelle (Pfeil).
Daß der Draht an der Stelle geknickt war, könnte sich evtl. kondensierende Luftfeuchtigkeit an dieser Stelle konzentriert haben. Möglich wäre allerdings auch aggressives Löt- Flußmittel.
Die Stelle bestand nur aus bröseligem Korrosionsprodukt, die Litze war aber auch nur an dieser Stelle zerfressen. Da der Anschlußdraht- Rest zum Spulenkörper lang genug war, war das aber leicht reparabel.
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