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Werk für Fernsehelektronik - WF

Werk für Fernsehelektronik - WF
(Fotoserie unten)

(Großbild)
'
Bild des "WF"- Werks, Behrensbau und Parkplatz in den 80ern,
Bild einer Druckplatte in Schwarz/ Weiß- Darstellung,
Druckplatte, siehe unten


Geschichtliche Abschnitte

1913 "NAG"
1913- 1917 Bau des Gebäudes, leitender Architekt Peter Behrens für die NAG (AEG-Tochter "Nationale Automobil Gesellschaft")

1934 "Telefunken"
1934: Einstellung der Automobilfertigung
Telefunken fertigt hier Großsender und Fernsehempfänger.
 
1938 "AEG- RFO" 

1938: Gründung der AEG-Röhrenfabrik Oberspree - RFO. Hier werden kommerzielle Röhren gefertigt, auch einige Typen der Radarröhren.

(detailliertere Informationen zur Vorkriegszeit auch auf der Homepage von H. Schmidt)


1945 "LKVO"

16.7.1945: Das "Labor-Konstruktions-Versuchswerk Oberspree" = "LKVO" wird durch die "7. sowjetische Hauptverwaltung Moskau" der SMAD gegründet.
 (SMAD, die "Sowjetische Militäradministration in Deutschland" = Советская военная администрация в Германии, СВАГ) war nach dem Zweiten Weltkrieg die oberste Besatzungsbehörde und somit De-facto-Regierung in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Deutschlands von Juni 1945 bis zur Übertragung der Verwaltungshoheit an die Regierung der DDR am 10. Oktober 1949.)
Die "LKVO" war ein wissenschaftliche Industriebetrieb in den Räumen des ehemaligen Röhrenwerks der AEG. Der erste Betriebsleiter war der Telefunken-Röhrenkonstrukteur Dr. Karl Steimel, technischer Leiter Oberstleutnant Boldyr und der sowjetische Betriebsleiter Major Wildgrube. Die Belegschaft wuchs innerhalb eines Jahres auf 2000 Mitarbeiter, überwiegend Physiker, an.

1946 "OSW"
1946: Umbenennung in "Oberspreewerk" = "OSW" und Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft - SAG.

1951 "HF" ="
hochfrequenztechnische Geräte/ Werk für Fernmeldewesen"
1.7.1951: Umbenennung des Oberspreewerk - OSW in Werk für Fernmeldewesen - HF. Zusammenschluss mehrerer Firmen im gleichen Haus. In dem Werk wurde jetzt auch hochfrequenztechnische Geräte gebaut, so beispielsweise Meßgeräte, Sender und Elektrometerröhren.
Zum 1. Mai 1952 wurde das Oberspreewerk ein volkseigener Betrieb (VEB).

1953 "WF" = Werk für Fernmeldewesen", Das HF im Firmenname entfällt

Im Zusammenhang mit der Entstehung des Deutschen Fernsehfunks und der für die Bevölkerung benötigten Fernsehgeräte wurde 1959 in den Fabrikhallen ein Bildröhrenwerk in Betrieb genommen.

Einzelfertigung einer 17"-Bildröhre von Hand. (1956)  
Beginn der Halbleiterproduktion mit Germaniumdioden. (1957)
Im Labor entstehen die ersten Lochmasken-Farbbildröhren (1958)
Gründung eines Bildröhrenwerkes mit eine Kapazität von 11.000 Stück pro Monat (1959)

1960 "WF" = Werk für Fernsehelektronik"
1960 erfolgte die Umbenennung in Werk für Fernsehelektronik.
Fertigung von Siliziumdioden (1965)
Bei der Bildung von Groß-Kombinaten in den 1970er Jahren wurde das WF dem Kombinat Mikroelektronik Erfurt zugeordnet.
Fertigung von Senderöhren (1970)
1983 wurde die Produktion von Schwarz-Weiß-Bildröhren eingestellt und 1984 die Produktion von Farbbildröhren aufgenommen, wozu an der Ostendstraße eine neue Produktionsanlage errichtet worden war.

1990 "WF GnbH" = Werk für Fernsehelektronik GmbH"
Ab 1990 wurden die Röhren- und Halbleiterproduktion schrittweise eingestellt, weil die entsprechenden Produkte auf dem Weltmarkt günstiger erhältlich waren. Das WF wurde in eine GmbH umgewandelt und die Belegschaft von rund 9.000 auf etwa 1.400 reduziert. Im Mai 1990 eröffnete im Behrensbau das firmeneigene Museum Technik im Turm, das die eigene Entwicklung darstellte.

1993 "Samsung SEB", den Namen "WF" gibt es nicht mehr
1993 übernahm der koreanische Konzern Samsung das WF. Der Firmenname lautete nun "Samsung Elektronische Bauelemente GmbH".

Es wurden nun ausschließlich Bildröhren hergestellt, sämtliche alten Produktionsanlagen verschrottet.
Das Museum im Turm wurde geschlossen und seine Bestände wurden eingelagert.

Im Jahr 1994 wurde unter großer Beachtung der Öffentlichkeit in einem Teil der früheren Werkhallen das Samsung Forschungszentrum eröffnet, das große Pläne für die Zukunft hatte.

2010 "Comer"- Samsung gibt das Werk auf, es gibt kein Elektronik- Werk mehr, jetzt nur noch Gebäude
Anfang der 2000er Jahre ging wegen des Aufkommens von LCD-Bildschirmen weltweit die Nachfrage nach Bildröhren stark zurück. Die Produktionsanlagen des WF wurden deshalb 2005 stillgelegt, das Forschungszentrum aufgegeben. Samsung als Eigentümer plante, den Gebäudekomplex im Jahr 2009 zu verkaufen. Die Hallen stehen seitdem weitgehend leer (Stand Ende 2018), der Behrensbau wurde inzwischen zu einem Bürocenter umgebaut.
Die Gebäude sind unter Verwaltung einer "Grundstücks- Entwicklungesgesellschaft" namens "Comer".

(Quellen: Wikipedia, hts, zur Verdeutlichung der Chronologie sind Textausschnitte anders angeordnet)

2022 Entkernung des alten Gebäudes, Abriß des Bildröhrenwerks




Die bekannte Elektro- Firma "AEG"  = "Allgemeine Eletrizitäts- Gesellschaft" ließ unter dem Architekten Peter Behrens 1916/17 für ihre Tochterfirma "NAG" = "Nationale Automobil Gesellschaft", in Berlin- Oberschöneweide ein Werk für die Produktion von Autos erbauen.

Über 100 Jahre hat sich der Bau kaum verändert.

Heute ist der "Peter Behrens- Bau" mit dem charakeristischen Turm ein Industriedenkmal.


Das  "WF", damals "Werk für Fernmeldewesen", der Turm des Peter Behrens- Baus, 1958
(Quelle: Bundesarchiv)


WF- Bildröhren B30M2, hergestellt Mitte der 50er Jahre, nie benutzt, im Originalkarton,  von mir selbst Anfang der 70er Jahre aus einem Lager- Abriß gerettet (Quelle eigenes Foto)


Kolben mit Aufkleber (Quelle eigenes Foto)


Röhre mit Garantiekarte. Ob ich die Garantie heute noch einlösen kann ? (Quelle eigenes Foto)


Senderöhrenfertigung 1970 (Quelle: Bundesarchiv)


Brigadebuch 1970, ich konnte es in letzter Minute vor der Vernichtung retten,
lesbar hier

Das Brigadebuch als aktive Form der Kommunikation verlor mit dem Ende der DDR seine Bedeutung. Seit Herbst 1989 wurden die Bücher von den Beschäftigten nicht länger geführt, und oftmals ist der Verbleib der Bestände unklar.
Seit 1960 wurde in den zu Brigaden zusammengefassten Arbeitsgruppen der DDR-Betriebe im Zuge des jährlichen „Wettbewerbs“ um den Titel "Kollektiv der sozialistischen Arbeit" ein Betriebstagebuch geführt. Galt das zunächst ausschließlich für die Arbeiterschaft, so wurden in den 1970er Jahren viele weitere Berufsgruppen in die „Bewegung“ einbezogen, so dass Brigadebücher für einen Großteil der Beschäftigten in der DDR ein konstantes Element des Arbeitsalltags darstellten. Das Führen dieser Bücher war normativen Vorgaben unterworfen, deren Einhaltung durch Betriebs- und Betriebsgewerkschaftsleitung überprüft wurde.
(Quelle)
Eine weitere Erklärung finden Sie hier (Wikipedia).

Anmerkung betreffs der Veröffentlichung:
Es geht mir hier um Auszüge aus der Geschichte eines DDR- Betriebes, ich möchte an die Menschen, die dort arbeiteten, erinnern.
Ich mache das rein hobbymäßig. Ich verdiene nichts an einer Veröffentlichung.
Es gibt keinen direkten Rechtsnachfolger des "WF". Die Fotos sind 50 Jahre alt.
Das Brigadebuch ist ein historisches Zeitdokument.
Sollte jemand seine Namensnennung oder Darstellung auf Fotos nicht wünschen, bitte ich darum, mich anzuschreiben, ich werde den entsprechenden Part unkenntlich machen. Edi)

In der Abteilung, von der das Brigadebuch stammt, wurden Bildaufnahmeröhren gefertigt.
Hier 2 Endikons, die ich ebenfalls retten konnte, "Laborratten" oder Testexemplare.
Im Brigadebuch sind Orthikons (letzte Seite des Brigadebuchs) und Superorthikons (Beitrag vom 23.3.1970), ebenfalls Bildaufnahmeröhren, genannt.
Dynoden (Einträge vom 6.2.1970 und 23.2.1970) sind die in der Röhre sichtbaren, zwecks Fokussierung des Elektronenstrahls hintereinandergeschalteten Einzelelektroden. (Quelle eigenes Foto)


Germaniumdioden- Prüfung, 1971 (Quelle: Bundesarchiv)


Das "WF", inzwischen "Werk für Fernsehelektronik" , 1975
(Quelle: Bundesarchiv)


WF und  das Kulturhaus 1975. Dort war auch die Betriebsschule des WF für den theoretischen Unterricht untergebracht, die technische Ausbildung erfolgte im Ausbildungswerk Alt- Stralau.
Hier wurde ich genau
zu dieser Zeit vom WF als Ausbildungsbetrieb  für "RFT" als Rundfunk/ Fernsehtechniker ausgebildet.
(Quelle: Bundesarchiv)



Broschüre des WF, 1977 (Quelle eigenes Exemplar)


Das WF ca. 1980
(Quelle Zusendung)


WF- Logo, Druckplatte, Bild gespiegelt


WF,  Behrensbau und Parkplatz mit Bus, Autos und Menschen,
Druckplatte, Bild gespiegelt
.


WF,  Behrensbau, Druckplatte, Bild gespiegelt

Druckplatten aus Messing, aus der Wandzeitungsredaktion, 70er oder 80er Jahre.
Die Druckplatten habe ich vor der Vernichtung beim Räumen der alten Werksteile retten können. (Quelle eigene Fotos)

WF wird SAMSUNG

Das ist das hintere, neuere Werksgebäude, Ostendstraße in Richtung Wuhlheide/ Köpenick, das ehemalige Bildröhrenwerk des WF,  von 1991 bis 2005 "Samsung elektronische Bauelemente" =  "SEB", Aufnahme von  2008, hier ist noch die Beschriftung zu sehen.
Die "Brücke" über die Einfahrt enthält Förderketten mit hängenden Teilehaltern, die Teile zwischen Alt- und Neubau transportierten..
(Quelle Google Streetview)



Karikatur, die an einer Wandzeitung angepinnt war.
Tatsächlich wurden alle Facharbeiter, die Samsung übernommen hatte, mit der allerniedrigsten Lohngruppe eingestellt- mit LG1, die bekam damals in westdeutschen Firmen nicht mal ein ungelernter Türke !
Facharbeiter mit langer Berufserfahruntg -wie ich damals- hätten die LG7 ("Facharbeiter- Ecklohn") bekommen müssen !
Nach Protesten gab es die LG2- und erst nach Jahren die LG3.
(Quelle eigener Scan)




Sowas stellen sich koreanische Manager als nützliches Geschenk für ihre Angestellten vor: Sie ließen für jeden Mitarbeiter Visitenkarten drucken.
Hier meine Visitenkarte.
Bestenfalls nützlich, wenn man jemand seine Telefonnummer geben möchte, die man noch daraufschreibt.
(Quelle eigenes Foto)

 

Kein Werk mehr.


Der Turm 2016. Das Werk ist 2005 von Samsung an die "Comer Group Germany" verkauft worden, eine "Immobilien- Entwicklungsgesellschaft".
Die Gebäude sind jetzt nur noch in kleineren Teilen vermietet, große Teile des Werks stehen leer..
(Quelle eigenes Foto)


Der Turm 2016 (Quelle eigenes Foto)


Immer noch 2016, Blick die Ostendstraße in Richtung ehemaliger Samsung- Betriebsteil SEB, das sind die blauen Pfeiler am Ende der Baumreihe.
Wie im Bilderbuch- D
ie Bäume glühen im Sonnenlicht in feurigem Orange.
A
ufgenommen an einem wunderschönen Oktobertag.

(Quelle: eigenes Foto)



Das Bildröhrenwerk, auch Aufnahme bei schönem Herbstwetter.
(Quelle eigenes Foto)



Ehemaliges Bildröhrenwerk "Samsung SEB", Übergang zum alten Werk, also Blickrichtung zum Behrensbau/ Wilhelminenhofstraße
(Quelle eigenes Foto)


Das ehemalige WF Kulturhaus 2016
(Quelle eigenes Foto)

2022- Entkernung Behrensbau- Abriß des Bildröhrenwerks.

WF am 10.3.2022, auf dem Turm ist das Logo der Immobilien- Entwicklungsgesellschaft DIE AG zu sehen, diese Gesellschaft vermarktet jetzt das Gelände.
(Quelle eigenes Foto)


Bildröhrenwerk
und dessen Eingangsbereich, kein Logo mehr auf der Front
(Quelle eigenes Foto)


Bildröhrenwerk vom Innenhof her- totaler Zerfall, innen wird bereits beräumt.
(Quelle eigenes Foto)


Behrensbau vom Innenhof her- Baustelle
(Quelle eigenes Foto)


Der Paternoster im Behrensturm funktioniert aber noch !
(Quelle eigenes Foto)




Hier im Behrensbau wurden Bildröhren im Lebensdauer- Testlauf betrieben, hier waren Labore und Abteilungen für Forschung und Entwicklung, jetzt ist alles entkernt, es ist nichts mehr vom WF zu erkennen.
(Quelle eigene Fotos)


Im Bildröhrenwerk ist noch ein Einrichterraum erhalten.
(Quelle eigenes Foto)


An der Wand ist noch ein Plan erhalten, hier wurden die Bildröhren- Kolben (Funnel) beschichtet.
(Quelle eigenes Foto)

Im WF wurde ich Mitte der 70er ausgebildet, Mitte 80er bis 2000 arbeitete ich dort- es ist traurig, zu sehen, wie einer der größten deutschen  Elektronikbetriebe komplett "verschwindet".

 

 

 

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