Four Circuit Tuner - Gedanken vor dem Nachbau- Einknopfbedienung
Nach den positiven Bewertungen von damals und den negativen Bewertungen der heutigen Zeit stellt sich die Frage:
Warum ist das so ?
Ich bin der Meinung, daß das Prinzip nicht verstanden wurde.
Der "Cockaday" ist schon mal kein Vierkreiser, wie ich schon erläuterte.
Es ist ein EIN- KREIS- EMPFÄNGER.
Nicht mehr und nicht weniger.
Damit ist schon die Grenze gesetzt.
Die Leistung eines Zwei-, Drei- oder Vierkreis- Geradeaus- Empfängers, gar mit Verstärkerstufen dazwischen, ist... unmöglich.
Obwohl ein Einkreiser auf gute Leistung gebracht werden kann- sogar erstaunlich gute Leistung.
Die Rückkopplung
Üblicherweise stellt man einen Geradeausempfänger mit Rückkopplung so ein, daß die Rückkopplung nicht zum Schwingen führt, so knapp wie möglich am Schwingeinsatzpunkt.
Durch diese Einstellung sind die Sender etwas dumpf, der NF- Frequenzbereich ist beschnitten.
Leider ist auch der Rückkopplungs- Einsatzpunkt über den gesamten Bereich sehr unkonstant.
Das war ein Problem, mit dem die Radio- Entwickler so lange kämpften, wie es Geradeausempfänger mit Rückkopplung gab.
Genau dieses Problem der Rückkopplung hatte Cockaday angepackt, und genau das lese ich aus seiner knappen Beschreibung heraus:
Es sind keine Kopplungsänderungen erforderlich, und die Rückkopplung kann eingestellt werden und bleibt über den gesamten Wellenlängenbereich konstant.
(1923-05 Popular Radio: "Cockaday Four Circuit Tuner" ab S.366, von mir übersetzt)
Im Prinzip beschreibt ´Cockaday eine "Einknopfbedienung", die Rückkopplung wird nur einmal eingestellt, und dann nicht mehr.
Leider ist das auch genau der Punkt, der bei heutigen Technikfreunden, die das Gerät nachbauten und testeten, überhaupt keine Erwähnung fand, obwohl es mindestens in der Erstveröffentlichung beschrieben wurde.
Neben Empfindlichkeit, Trennschärfe und Stabilität ist die Einknopf- Bedienung mit die wichtigste Eigenschaft der "Four Circuit Tuner"- Geräte.
Das ist eine große Erleichterung bei der Bedienung des Gerätes, im Idealfall bedient man nur noch den Senderwahlknopf oder den Lautstärkesteller.
Letzteres machte man damals mit Antennenkopplern, oder über Abgriffe an den Antennenspulen.
Lösungen für eine bedienerfreundliche Rückkopplung
Das war eine der Probleme, für die lange nach Lösungen gesucht wurde.
Es gab dazu
1. Korrektur-/ Ausgleichs- Maßnahmen und...
2. Gleichspannungs- mäßige Regelschaltungen, die diesen Anspruch erfüllen
sollten.
3. Kompensations- Maßnahmen, die den Rückkopplungspunkt HF-
Wechselstrom- mäßig stabilisieren sollten, und...
Dazu habe ich etwas recherchiert. Nur einige Beispiele- es gibt in der Zeit der Rückkopplungs- Geradeausempfänger wirklich zahllose Vorschläge.
Zu Punkt 1:
Ein deutscher Vorschlag: Ausgleich mit Schmetterlings- Drehkondensator, in den 30er Jahren in sehr vielen Rückkopplungs- Empfängern eingebaut.
Zu Punkt 2:
Ein deutscher Vorschlag: Eine echte Regelschaltung, 2 Vorschläge.
Zu Punkt 3:
Ein deutscher Vorschlag, Kompensaton des Frequenzgang der Rückkopplung durch RC- Glied an der Rückkopplungs- Spule.
Erklärung:
Unten gestrichelt die Ideallinie- keine Anderung der Rückkopplung bei Betätigung der Abstimmung.
Linie c: Gut eingestellte Rückkopplung recht linieare Steigung, gut kompensierbar.
Linien a und b: Katastrophe- Aussetzer oder Überrückkopplung im Wechsel- sehr schlecht einstellbar.
Der Autor empfiehlt eine Kompensation, die bei Linie c sicher recht gut arbeitet.

Damit ändert sich die Rückkopplung beim Abstimmen nur sehr wenig- gute Bedienbarkeit.
Und zu Punkt 3 die Cockaday- Lösung:
Kompensation der Rückkopplungs- Abweichung über die Empfangsfrequenz durch einen "parasitären Dampfungskreis" (Rudolph).
Der "Stabilizer Circuit" = "Stabilisator- Kreis" hat einzig und allein diese Aufgabe.
Wo genau dabei die Resonanz eingestellt ist, ist durch die Eigenschaften der Schaltungsteile bestimmt.
Normal sollte nach einmaliger Einstellung es nicht mehr nötig sein, diese zu verändern.
M. E. ist die Grundlage dazu die "Impedanz- Transformation" (D. Rudolph),
das bedeutet:
Beeinflussung des Haupt- Schwingkreises durch den "Stabilisator- Kreis" = eine gewollte Dämpfung bei Veränderung des Abstimmkreises, die den Rückkopplungspunkt konstant hält.
Dies setzt gegenläufige, exakt kompensierende Impedanz- Kurven über die Frequenz voraus, damit die Abweichung ideal Null, real wenigstens möglichst gering ist.
- So muß die Rückkopplung herabgedämpft werden, wenn z. B. die Abstimmung
zu höheren Frequenzen hin zur Schwingneigung führt.
- Die Rückkopplungdämpfung muß verringert werden, wenn z. B. die
Abstimmung zu niedrigeren Frequenzen hin die Empfindlichkeit vverringert,
aber ohne zur Schwingung zu führen. führt.
Das... ist allerdings wirklich sehr schwierig- allein die Unstabilitäten der ersten Röhren, die Bauweise (Schaltkapazitäten), die Konstanz der Batterie- Spannungen usw. erschweren die Kompensation.
Aus diesem Grunde erfand Cockaday dann die "Improved"- Versionen mit mehr Stellmöglichkeiten- bis 12 Stellelemente !!!
Im Idealfalle sollten die jedoch nicht ständig betätigt werden müssen.
Die positiven Bekundungen von Besitzern der "Four Circuit Tuner"- Geräte lassen darauf schließen, daß man damit klar kam.
Die Radiofreunde der 20er Jahre hatten da Verständnis- und ein Gerät mit 1 m Breite, Drehko-, Variometer- und "Rheostat"- Bedienknöpfen, Meßwerken und Röhren- Schaulöchern vollgepackte Front war ja auch eine Art Statussymbol.
Heutige Radiofreunde kennen ja nur Radios mit Abstimmknopf und Lautstärkesteller.
Einige "Schlachtschiffe" der 20er Jahre- alles Geradeausempfänger !
1918 Empfänger "IP-500" = Navy "SE-143", ein Detektorempfänger, daneben die Audion-Zusatzbaugruppe

Brittin "Two Step Receiver", 1922 und Cockaday "Four Circuit Tuner", 1923 

Harris "Anglo-American-Six", 1925 und Scott- Taggart "Elstree Six", 1926
Der Einfluß der Koppelspule und der obenaufgesetzten Antennenspule
Deren Einfluß wurden durch Untersuchungen von Radiofreunden, die dem Cockaday" mit heutigen Meßmitteln zu Leibe rückten, festgestellt.
Von Hause aus wurde die Position durch die Spulenkonstruktion des von einigen Firmen produzierten Spulensatzes festgelegt, und nicht mehr änderbar, dies wurde auch nicht angedacht, sonst wäre ja eine Verstellmöglichkeit eine Maßnahme gewesen, die aber nicht verwirklicht wurde.
Die australische Variante setzt die Antennenspule weit weg, auf die Frontplatte, und positioniert die Koppelspule genau zwischen Stabilisator- und der Hauptabstimmspule.
Der "Cockaday Hartley- Tuner" von 1927 positioniert die Spulen anders, und empfiehlt einen Test zum Finden der optimalen Einstellung.
Für meinen Nachbau behalte ich mir vor, die Positionen evtl. zu verändern, und dann zu fixieren.
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