Four Circuit Tuner - Gedanken vor dem Nachbau- Empfindlichkeit
Nach den positiven Bewertungen von damals und den negativen Bewertungen der heutigen Zeit stellt sich die Frage:
Warum ist das so ?
Ich bin der Meinung, daß das Prinzip nicht verstanden wurde.
Der "Cockaday" ist schon mal kein Vierkreiser, wie ich schon erläuterte.
Es ist ein EIN- KREIS- EMPFÄNGER.
Nicht mehr und nicht weniger.
Damit ist schon die Grenze gesetzt.
Die Leistung eines Zwei-, Drei- oder Vierkreis- Geradeaus- Empfängers, gar mit Verstärkerstufen dazwischen, ist... unmöglich.
Obwohl ein Einkreiser auf gute Leistung gebracht werden kann- sogar erstaunlich gute Leistung.
Empfindlichkeit
Empfindlichkeit war wohl eine der werbewirksamsten Eigenschaften- die Käufer von Radiogeräten und Bausätzen legten größten Wert auf Fernsender- Empfang.
Das schrieb Cockaday:
Das Gerät hat in den letzten Monaten mit allen Arten und Typen von Antennen fast drei Viertel aller Rundfunkstationen in den Vereinigten Staaten über Lautsprecher empfangen, sowie Amateurstationen in allen neun Distrikten dieses Landes und Amateure in anderen Ländern dieses Kontinents und in Europa.
(1923-05 Popular Radio: "Cockaday Four Circuit Tuner" ab S.366, von mir übersetzt)
Viele Veröffentlichungen jener Zeit zeigen, daß man die damals empfindlichsten Audionröhren -gasgefüllte Trioden- einsetzte.
Das waren Röhren mit geringster Steilheit, und sie wurden mit Batteriespannungen um 18- 22,5 V gefahren. Zudem galten diese Röhren als unstabil.
Aufgrund ihrer speziellen Kennlinien und Eigenschaften war es mit diesen Röhren jedoch möglich, selbst sehr schwache Fernstationen zu empfangen.
Armstrong erklärt es 1917 anhand dieser Kennlinien. (Heft "Prodeedings of the IRE, 1917-04, S154)
Links die normale Audiongleichrichtung am unterem Teil der Kennlinie. Die Gesamt- HF ist zwischen den Punkten V + v, dazwischen Schwingungsnull.
Die Halbwelle V ist nahezu unterdrückt.
Rechts ist die Gesamt- HF in gleicher Höhe, aber der Arbeitspunkt verschoben, knapp in den Bereich, wo eine Halbwelle in den positiven Gitterspannungsbereich geht.
Die nichtlineare Kurve bewirkt hier eine größere Verstärkung der positiven Halbwelle.
Darum verwendet Cockaday die damals höchstempfindlichen Audionröhren.
Die ersten gasgefüllten Audionröhren wurden sogar ohne Gitterableitwiderstand betrieben !
Der im Inneren der Röhre durch Ionisation entstehende Gitterstrom reichte aus, um die Gitteranlaufspannung zu erzeugen.
Meist wurde aber eine Widerstands- Kondensator- Kombination verwendet, bei Vakuum- Röhren immer, der Widerstand wurde als "Grid Leak" = "Gitterleck" bezeichnet, also ein gewollter "Leckstrom", der Elektronen vom Gitter ableitet, um die vollständige Sperrung der Röhre durch massenhaft aufgefangene Elektronen zu vermeiden, die Elektronen abzuleiten, es entstand ebenfalls ein Gitterstrom, der manchmal vorgegeben war, und eingestellt werden mußte.
Ob der Eingang dadurch hochohmiger wurde ? Wahrscheinlich. Auf jeden Fall sind diese Röhren als Audion wirklich sehr empfindlich.
Allerdings nicht sehr stabil, darum verschwanden sie bald, es gibt aber noch heute viele Exemplare.
In den verschiedenen Varianten des "Four Circuit Tuner" gab es Audionstufen, die einen definierten Arbeitspunkt der Audionröhre per Potentiometer einstellbar machten, die Gittervorspannung konnte positiver oder negativer gemacht werden.
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