Stromregelröhren im Empfänger und ihr Ersatz
(Tabellen und Daten unten)
Die Bezeichnung "Stromregelröhren" verwendet der Verfasser, siehe den 1. Absatz- Edi.
Dies ist ein mittels eines Leseprogramms digitalisierter Artikel aus der Zeitschrift "Funk- Technik", von mir umformatiert, und mit zusätzlichen Bildern und Schaltbild- Auszügen versehen.
Ich bitte um Verständnis- die Anwendung dieser Spezialröhren ist relativ wenig bekannt, darum möchte ich hier die Anwendungsbeschreibung einstellen.
Unten ist ein Link zum Download des Artikels, von mir restauriert, freigestellt, und eine farbliche Abhebung, zwecks besserem Lesen, eingefügt.
Im Rundfunkempfänger werden häufig Widerstände verwendet, die den Heizstrom von Röhren, deren Fäden in Reihe geschaltet sind, konstant halten sollen. Die Bezeichnung „Stromregelröhren" ist genau genommen nicht einwandfrei, denn es handelt sich ja nicht um Röhren, sondern um Widerstände, die mit den Röhren nur das äußere Gewand gemeinsam haben: den Glaskolben und den Sockel.
Die Wirkungsweise ist kurz folgende: jeder elektrische Leiter hat einen bestimmten Widerstand, dessen Größe abhängig ist von Länge, Querschnitt und Werkstoff. Um einen Vergleich anwenden zu können, hat man den spezifischen Widerstand eingeführt, nämlich den Widerstand eines bestimmten Stoffes bei einer Länge von l m und einem Querschnitt von l mm2. Dieser spezifische Widerstand ändert sich jedoch mit der Temperatur. Er wird im allgemeinen mit zunehmender Erwärmung größer. Den Grad des Anwachsens des Widerstandes in Abhängigkeit von der Temperatur bezeichnet man als Temperaturkoeffizienten. Dieser ist nun bei Eisen besonders groß, bei anderen Widerständen sehr gering. Ergeben sich nun im Betriebe Spannungsschwankungen, die bei gleichbleibendem Widerstand gleichzeitig zu Stromschwankungen führen, so müßte ein in dem Stromkreis liegender Eisenwiderstand, der durch den größer werdenden Strom stärker erwärmt wird, an Widerstand zunehmen, und zwar so stark, daß praktisch der Strom unverändert bleibt. Diese Tatsache hat zu der Herstellung solcher Stromregelröhren geführt.
Eisenwasserstoffwiderstände
Die Eisenwiderstände, die wegen der verhältnismäßig guten Leitfähigkeit des Eisens sehr schwach im Durchmesser ausgeführt werden müssen, sind durch die starke Erwärmung sehr gefährdet; um ein Abschmelzen zu verhindern und auch aus anderen Gründen werden die Glaskolben, in denen sie untergebracht sind, mit Wasserstoff gefüllt.
Die Selbstregelung des Stromes durch die Eisenwasserstoffwiderstände ist nicht unbegrenzt. In den Tabellen sind die Regelbereiche besonders angegeben. Solange an den Widerständen eine Spannung liegt, die sich innerhalb dieser Grenzen bewegt, bleibt der Strom, für den die Widerstände bemessen sind, praktisch konstant. Es ist jedoch zu beachten, daß der mittlere Spannungsabfall bei normalen Verhältnissen etwa in der Mitte des Regelbereiches liegt.
Der Widerstand der Röhrenheizfäden ist ebenfalls temperaturabhängig. Im Augenblick des Einschaltens sind die Fäden noch kalt und haben infolgedessen einen geringeren Widerstand als nach einer gewissen Betriebszeit. Aus diesem Grunde ist der Strom unmittelbar nach dem Einschalten bedeutend größer als später. Das gilt im übrigen auch für Glühlampen, bei denen man oft beobachten kann, daß sie nach dem Einschalten kurz aufleuchten und dann erlöschen, weil infolge des zu großen Stromes der Faden an irgendeiner geschwächten Stelle durchgebrannt ist. Kurz nach dem Einschalten ist aber der Eisenwiderstand auch noch kalt und kann seine Regeltätigkeit erst nach einer gewissen Zeit der Erwärmung aufnehmen.
Deshalb genügt ein Eisenwasserstoffwiderstand noch nicht, um die Heizfäden der Röhren sicher vor Überlastung zu schützen. Man hat deshalb einen weiteren Widerstand in den Stromkreis eingeführt, bei dem nun die Verhältnisse gerade umgekehrt liegen: einen Widerstand aus Urandioxyd.
Ein solcher Widerstand hat. im kalten Zustand einen größeren Ohmwert als im erwärmten. Führt man ihn in den Stromkreis ein, so fängt er den Stromstoß auf, denn es fällt ja an seinem zunächst sehr hohen Widerstand eine große Spannung ab, die erst nach Erwärmung geringer wird. Dann aber setzt die Regeltätigkeit des Eisenwasserstoffwiderstandes ein. Vereinigt man nun beide Widerstandsarten in einem Kolben, so hat man ein nahezu vollkommenes Mittel, Überlastungen der Heizfäden zu verhindern.
Urdox
Der Name „Urdox" ist eine geschützte Firmenbezeichnung von Osram, die aus der Abkürzung Urandioxyd entstanden ist. Die Tabellen enthalten Eisenwasserstoffwiderstände, Urandioxydwiderstände und Kombinationen aus diesen beiden Widerstandsarten.
1. Anwendungsbeispiel.
Ein Allstromempfänger mit den Röhren UCH 11, UBF 11, UCL 11 und UY 11, deren Heizstrom 0,1 A beträgt und deren Heizspannung zusammen 150 V ergibt. Bei einer Netzspannung von 220 V muß dann der Regel widerstand eine Spannung von 70 V aufnehmen. Es kommt also nur ein Typ in Frage, der für 0,1 A Strom bemessen ist und dessen Regelbereich diese 70 V einschließt. Das ist in der Tabelle der Eisenwasserstoff-Urdoxwiderstände der Typ EU XV, dessen Regelbereich 40 bis 80 V umfaßt. Würde man jetzt in diesen Heizkreis ein oder zwei Skalenlämpchen von je etwa 10 V, 0,1 A legen, so könnte das geschehen, ohne daß sonst irgendeine Änderung vorgenommen wird, denn der Stromregler hält den Strom von 0,1 A trotz dieser um 20 V veränderten Spannungsaufnahme, die nun mit 50 V noch immer innerhalb des Regelbereiches liegt.
2. Beispiel.
Ein Zweikreisempfänger sei mit den Röhren CF3, CF7, CL 4, CY l bestückt. Der Heizstrom beträgt 0,2 A, der Heizspannungsbedarf 72 V. Bei 220 V Netzspannung könnte man die Eisenwasserstoffwiderstände EW l, EW 12, C l, C 8 und C 12 verwenden, die eine Spannung von 148 V aufzunehmen hätten. Für 110 V Netzspannung dagegen wären die Typen EU II und EU III, deren Regelbereich mit 25 V beginnt, denjenigen vorzuziehen, deren Regelbereich erst mit 35 V beginnt, denn die Spannungsaufnahme liegt mit 38 V zu hart an dieser Grenze.
3. Beispiel.
Der Gemeinschaftsempfänger VE 301 GWdyn ist mit den Röhren VF 7, VL l, VY l bestückt, außerdem liegen im Heizkreis zwei Skalenlampen von je 10 V, 0,05 A. Der Spannungsbedarf beträgt 185 V, die Differenz bis zur Netzspannung von 220 V also 35 V. Für den Strom von 0,05 A steht nur der Urdoxwiderstand U 3505 VE zur Verfügung, der wie alle in der dritten Tabelle aufgeführten Urdoxwiderstände nur für eine bestimmte Spannungsaufnahme brauchbar ist, also keinen weitergefaßten Regelbereich hat.
Regelwiderstände gegeneinander tauschen ?
Man sollte meinen, daß nun etwa in dem zweiten hier aufgeführten Beispiel, bei dem verschiedene Regelwiderstände verwendet werden könnten, der eine Typ ohne weiteres gegen einen anderen ausgewechselt werden könnte. Das ist aber nicht der Fall, denn diese Regelwiderstände haben verschiedene Sockelschaltungen, obwohl ja im Grunde genommen nur zwei Anschlüsse erforderlich wären. Da die Empfänger aber meist für mehrere Netzspannungen umschaltbar sind, richtet der Konstrukteur es oft so ein, daß diese Umschaltung durch sinnvoll angeordnete Kurzschlußverbindungen innerhalb der Sockel der Regelwiderstände vorgenommen wird. Es sind also gewisse Leitungen des Empfängers an den Sockel gelegt, die durch den Regelwiderstand selbst erst miteinander verbunden werden. Verwendet man einen anderen Typ, so werden, wenn er nicht dieselbe Sockelschaltung wie der vorgesehene Typ hat, andere Verbindungen hergestellt, die zu bösen Überraschungen führen können. In solchem Falle sind dann die entsprechenden Verbindungen unmittelbar herzustellen, und es ist auch zu beobachten, ob etwa einer der bislang nicht benutzten Anschlüsse als mechanischer Stützpunkt für eine Leitung verwendet wurde.
Ersatz der Regelwiderstände
Die Ersatzbeschaffung von Regelwiderständen ist heute ähnlich schwierig wie die von Röhren. Steht ein anderer Typ gleicher Stromaufnahme zur Verfügung, so sind die im vorigen Abschnitt behandelten Gesichtspunkte zu beachten.
Man kann aber die Regelröhre auch durch einen Festwiderstand ersetzen, wobei man allerdings dann alle Vorteile des selbstregelnden Widerstandes einbüßt.
Aber oft genug zwingt die Not dazu. Dann ist zunächst festzustellen, welcher Strom im Heizkreis fließt, wie groß die Spannung aller hintereinandergeschalteten Heizfäden der Röhren ist, wie groß die Spannung der im Heizkreis liegenden Skalenlampen ist und ob außer diesen Teilen etwa noch ein Festwiderstand vorhanden ist.
Alle Spannungen werden zusammengezählt, ihre Summe von der Netzspannung abgezogen. Diese Differenz wird durch den Heizstrom dividiert, das Ergebnis ist der Ohmwert des einzubauenden Festwiderstandes. Die Belastbarkeit in Watt wird ermittelt aus dem Produkt von aufzunehmender Spannung in Volt und Strom in Ampere.
Beim Einbau des Festwiderstandes ist zu beachten, ob in der Schaltung die obenerwähnten Kurzschlußverbindungen innerhalb des Sockels des ursprünglich vorgesehenen Regelwiderstandes verwendet wurden. Man hat nun die Wahl, diese Verbindungen an der Fassung vorzunehmen oder aber einen entsprechenden Sockel so auszurüsten, daß seine Verbindungen denjenigen des auszutauschenden Regelwiderstandes entsprechen.
Man kann dann den Festwiderstand genau so wie den früher verwendeten Regelwiderstand in die Fassung einsetzen, ohne irgendeine Änderung am Empfänger vorzunehmen. Allerdings muß in jedem Falle untersucht werden, ob jetzt die Umschaltung auf eine andere Netzspannung noch möglich ist.
Ergeben sich dabei Schwierigkeiten, so sollte man nicht versäumen, an deutlich sichtbarer Stelle des Empfängers einen Vermerk anzubringen, damit nicht aus Unkenntnis der Sachlage bei einer späteren Reparatur Fehler begangen werden.
HansPrinzler FUNK-TECHNIK Nr. 14/1947
(Unter der letzten Zeile wurde von Hand die Regelröhre "C4" nachgetragen,
Ich beließ diesen Eintrag)
Download des (restaurierten Original)- Artikels (3,5 MB) hier
Download des restaurierten Original- Artikels mit den von mir hinzugefügten Beispielschaltungen (4,5 MB) hier.