Variometer und Spulenkoppler

Variometer und Spulenkoppler

Ein Variometer ist eine Konstruktion, die einer Spule die Veränderung ihres Induktivitätswertes gestattet.
Es gibt verschiedene Konstruktionen dazu- die einfachste ist ein Rohr, auf das die Spule gewickelt wird, im Inneren des Rohres wird ein Ferritkern mittels Draht oder Seil durchgezogen bzw. geschoben. Schiebekern- Variometer (auch Schiebespulenvariometer).
Eine andere Konstruktion teilt die Spule in Hälften, eine Hälfte ist drehbar innen in der äußeren Hälfte angeordnet, durch Drehen verändert sich der Induktivitätswert- Drehspulenvariometer.
"Partner" des Varios ist ein unveränderlicher Festkondensator.

Den Drehkondensator setze ich als bekannt voraus.
Er hat eine feste Spule als "Partnerin".

Es gibt eine Abart des Variometers, der "Spulenkoppler", meist mit schwenkbaren Spulen.
Einige Erklärungen zum Begriff "Variometer" geben "abstimmbare magnetische Eigenschaften" an, das könnte also -anstelle der Eigenschaft "Induktivität"- auch der "Kopplungsgrad" oder "Rückkopplungsgrad" sein, gelegentlich wurden verstellbare, miteinander koppelnde Spulen- Konstruktionen von Geräten als Variometer bezeichnet, darum stelle ich mal hier die Spulenkoppler mit vor.

Das Vario ist sehr unempfindlich gegen seitliche Erschütterungen, nur Bewegungen in Richtung des Kerns im Rohr verändern die Induktivität, die Führung des Kerns kann sehr steif ausgeführt werden, es gibt keine "Klopfempfindlichkeit" o. ä.
Ebenfalls sind Varios sehr stabil in Hinblick auf Temperatur und Feuchtigkeit.
Keine Lager, keine Schleifkontakte, keine Platten, die schwingen oder "flattern" könnten.
Sehr korrosionssicher. Kein "Aufblühen" von Aluplatten durch Korrosion, keine festgammelnden Lager.

Darum wurden Variometer Jahrzehnte in Autoradios angewandt.
Im normalen Radio sind sie selten anzutreffen.

Nachteilig war der Aufwand zur Erzielung des Gleichlaufes mehrerer paralleler Variometerspulen, Grund waren spezielle technische Parameter.
Autoradio- Variometer wurden dazu speziell gewickelt (Spulen mit mehreren Steigungen auf ihrem Rohr), um die gewünschte Variation/ Abhängigkeit der Induktivität vom Weg des Kerns zu erzielen.

Vielleicht zu Unrecht gerieten Variometer in Vergessenheit- allerdings waren die Drehkos bereits sehr hoch entwickelt worden, so daß man auf die Weiterentwicklung der nicht minder aufwendige mechanischen Spulen- Konstruktion verzichtete.

Einige Geräteserien verwendeten noch in der UKW- Eingangsbaugruppe "UKW- Tuner" ein Tauchspulen- Variometer.

In Autoradios waren jedoch über 30 Jahre lang (50er- 80er Jahre) fast ausschließlich Variometer in allen Wellenbereichen im Einsatz, hier hatten Drehkos nur Nachteile.

Ich war bei RFT übrigens nach der Lehre lange Zeit Autoradiomechaniker- Variometer waren zu x-tausenden mein täglich Brot.

?mage
Historisches Variometer des Radios "E82W" von Signalbau Huth, 1929-1932

?mage
Andere Seite, leider sind die Wicklungen schon abgewickelt.

?mage
Variometer Radio RFT Stern- Radio Staßfurt "4U65"
Zwei Spulenkerne werden mit dem Skalenseil durch den Spulenkörper geführt, ein Kern für den Vorkreis, ein Kern für Oszillator.

?mage
Variometer Radio RFT Stern- Radio- Berlin "1U11"
Einkreis- Empfänger.
Ein Spulenkern wird mit dem Skalenseil durch den Spulenkörper geführt,
aber dabei werden beim Durchlauf auch noch die Wellenbereiche umgeschaltet, so daß alle 3 Wellenbereiche (K-M-L) auf einer Skale erreichbar sind. Pfiffige Lösung, allerdings sind die Bereiche dadurch sehr schmal. Außerdem ist die Empfangsleistung ja auch nur gering.
Der Schalter für die Wellenbereichsumschaltung ist unten Mitte gut erkennbar.

?mage
"Schiebekern- Variometer" (auch "Tauchspulen- Variometer"), Autoradio "Transit", ein (in Varianten) sehr lange gebautes Autoradio: 1976- 1985 (!). (Das letzte Modell, welches bis in die 80er gebaut wurde, "A130 IS", ist bei RMorg nicht erwähnt)
Die Spulen sitzen im "Abstimmaggregat", werrden mit einer Federklammer fixiert. Eine Spule habe ich herausgezogen.
Die Spulen haben in die Länge gezogene, nach einer speziellen Wickelvorschrift hergestellte Wicklungen, um einen brauchbaren Gleichlauf zu erzielen.
Der Kernweg der Variometerkerne beträgt für alle Wellenbereiche... nur 20 Millimeter !!!
Es gab auch Autoradio- Variometer- Abstimmaggregate mit noch geringeren Wegen.
Hier wird klar, daß es sehr schwer wird, auf einem extrem kurzen Weg mehrere Kerne über den gesamten Wellenbereich, an jeder Stelle der Skale, exakt gleich abzustimmen ("Gleichlauf").

?mage
Die Kerne haben einen Federdraht, dieser endet in einem Gewindestück, welches in einem verschiebbaren Blech verstellbar ist.
Das Blech wird durch eine "Gewindeschnecke" (ein sehr grobes Gewinde) bewegt, eine Feder sorgt für eine Vorspannung, damit das Gewindespiel nicht die Abstimmung erschwert.

?mage
UKW- Tuner im selben Abggregat, ebenfalls Variometer- abgestimmt

?mage
UKW- Baugruppe herausgenommen, die Spulen sind zu sehen, auch hier ist die Wicklung "gestreckt".

?mage
Historischer Spulenkoppler, "Spulenschwenker" für steckbare Korbbodenspulen, 20er Jahre.
Bei einigen Geräten war die Abstimmspule fest, die Antennen- Einkoppelspule und die Rückkopplungsspule waren mittels zweier Spulenschwenker an die Abstimmspule annäherbar.

?mage
Spulenkoppler.
Bausatz für Eigenbauten: Neumann-Spulensatz SP101 mit Spulenkoppler, 30er- 40er Jahre

?mage
Spulenkoppler.
Bausatz für Eigenbauten:Tiede_Spulensatz_mit_Koppler, 30er Jahre

?mage
Spulenkoppler.
Volksempfänger- Spulenkoppler, 30er Jahre