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Als Mikro noch Makro war- Die Dicke Tal- Uhr, 1970

Als Mikro noch Makro war- "Die Dicke Tal- Uhr", 1970

(auch unter "andere DDR- Um- und Eigenbauten)


Digitaluhr- Chassis, noch rudimentär funktionsfähig,
4 defekte Teiler- Leiterplatten sind nicht eingesteckt.


Nach über  20 Jahren, sowie mehreren Umzügen, habe ich das  zusammengefunden- einige Teile 
lagen über die Jahre in anderem Zeug versteckt.
Durch Zufall fand ich beim Umzug der Teile in einen anderen Raum
alles zusammen.

In den 90er Jahren wurde das "Werk für Fernsehelektronik" = "WF" in
Berlin von Koreanern gekauft, und zu "SAMSUNG".
Die alten Produktionsanlagen wurden verschrottet. Komplett.
Teilweise sah es aus, als ob die Leute zur Pause gegangen wären, sogar
noch Kaffeetassen und Frühstücksteller auf den Arbeitsplätzen.

Im Langzeit-Test/ Labor fand ich so etliches weg, bevor es im Schrottcontainer
landete.
Unter anderem dieses Gerät.

Eine Digitaluhr, ohne einen einzigen integrierten Schaltkreis,
"alles zu Fuß"- etwa 150 "Miniplast" Transistoren, 1 dicker Leistungstransistor und etwa 100 Einzel- Dioden, dazu 6 Ziffernanzeigeröhren.

Die "Dicke Tal- Uhr" ist natürlich etwas aus der Zeit, ein elektronischer Dinosaurier- aber... sie funktioniert, und zeigt, daß es auch konventionell, mit Einzelbauteilen, geht.

Hier habe ich übrigens schon mal einen Dinosaurier vorgestellt, 231
Transis, 145 Dioden, 2 Röhren:
Digitalvoltmeter Elpo 524 Polen

(mehrere Unterseiten)

Diese Uhr fand ich in einem Schubfach des Labors, ohne Gehäuse, und ich fand es nirgends- entweder
war die Uhr nie fertiggeworden, oder das Gehäuse wurde irgendwann weggeschmissen.

Als das Gerät gebaut wurde, war ich am Ende der Lehrzeit, und baute mit
den gleichen Anzeigebausteinen am "Digitalmultimeter DM2010".

Als ich Lehrling war, kannten wir Digitaluhren, klar.
Nur waren die im Ostblock noch riesig, da spotteten wir "Im Westen ham'
se schon dünne Berg- Uhren, wir haben noch dicke Tal- Uhren !"

Und so eine ist das.

Ich weiß nicht, ab es ein Entwicklungsmuster oder ein privater Eigenbau
ist.
Ich weiß auch nicht, ob sie jemals funktioniert hat.

Die Anzeigeröhren sind sehr hell- das läßt auf geringe Betriebszeit schließen- die Lebensdauer dieser Röhren betrug 100.000 Stunden, das entspricht etwa 11 Jahre "am Stück".


Ich hatte schon vor 20 Jahren mit der Reparatur angefangen, es waren
zahlreiche Transis in 4 der Z1- Baugrupen zu tauschen, ich hatte damals
nicht genug. Jetzt schon.

Die feuerroten Anzeigeröhren sind viel schöner als die LED-  Arrays oder die großen Lichtschachtanzeigen späterer Jahre, und ein Hingucker.




Die 4 defekten Teiler- Leiterplatten oben links sind nur reingelegt, nicht eingesteckt.

6 Anzeigebaugruppen A1H, A1H-6, A1H-3 für Zählen 0-9, 0-5 und 0-3, und die dazugehörigen dekadische Teiler Z1, Z1-6, Z1-3,  ein e Quarz- Zeitbasis, eine Impulsplatine für die Nullstellung bei 24 Uhr, eine Temperaturregelung für den "warmen Thermostat" (eigenes Gehäuse,wärmeisoliert, innen 31°C) des  Quarz- Taktgenerators und 2 Netzteil- Platinen.


Die "Dicke Tal- Uhr" hat steckbare Baugruppen- an den Steckverbindern
gibt es nur Litzendrähte, keine Bauteile- vorbildlich !


Teiler Z1, zählt von 0-9


Teiler Z1-6, zählt von 0-5


Anzeige 0-9


Anzeige 0-6


Anzeige 0-3


Netzteil N1 Platine 1


Netzteil N1 Platine 2


Temperaturregelung Quarzzeitbasis- Platine


Impulsplatine Nullstellung bei 24 Uhr



Sieht sauber gebaut aus- Kabelbaum, Kabelbaumklammern, Lötungen gut.
Die Baugruppenfassungen sind in einer exakt gebohrten Schiene
verschraubt, und zwar "auf Knirsch", die Fassungsanschlüsse und
Lötseiten der Anschlüsse nebeneinanderliegender Leiterplatten sind nur
1- 2mm voneinander entfernt.


Die Transis sind Si- "Miniplast"- Transis SS216 und SS206, grüner Aufdruck, mit
Goldbeinchen- kenne ich so gar nicht.


Die Teilerkette links aus 4 x Z1, die vom 100 KHz- Generator bis 10 Hz
herunterteilen, habe ich entfernt, und Eingang 1/ Ausgang 4 überbrückt, so zählen die ersten 3 Stellen sehr schnell, die nächsten 2 wechseln die Ziffern dann deutlich sichtbar, nur die letzte Stelle ist komplett ausgefallen und wird nicht "mitgenommen".

Unten sind 2 Taster zum Stellen zugänglich- der eine setzt alles auf
Null, der andere gibt einen Stunden- Impuls.
Das Stellen ist also sehr umständlich.
Und: Fällt mal der Strom aus- alles
weg, da man nicht jede Stelle beliebig setzen kann, ist das echt doof.
Da müßte ich mir was einfallen lassen.


Die Blockskizze ist nicht ganz korrekt, natürlich geht es von Teiler zu
Teiler.

Anfang der Restauration

Ich habe die Uhr angeworfen- sprang auf Anhieb an. Wie geschrieben, ich hatte sie schon in den 90er Jahren in Arbeit gehabt, die Grundfunktionen sind noch da.

Bei der Digi- Uhr habe ich damals schon etwa 10 Transistoren tauschen müssen.

Da ist es aber wohl eine Qualitätsfrage der Halbleiterbauteile

Und tatsächlich... es geht weiter, bin schon bei 14.

Spannungsmessungen sind wenig hilfreich, wenn Zählerstufen nicht zählen,
"stehen" die Zähler in einem gekippten Zustand.

Prüf- und Meßmethoden bei sehr vielen defekten Halbleitern- die Diodenprüfung.
Bei der großen Menge an Halbleitern mache ich mir die Fehlersuche
einfach, das habe ich schon efolgreich bei dem Digitalvoltmeter mit über
350 Halbleitern gemacht (Tip von einem, der in seiner Firma viele der VM
hatte):

Prüfungung von Sperr- und Durchlaßwiderständen: Dioden als Diode, Transis als 2 gegeneinandergeschaltete Dioden:
Sperr- und Durchlaßwiderstände der A/K- Strecke, und bei Transistoren die  B/E-, B/C, C/E- und E/C- Strecken prüfen.

Wenn in letzteren beiden oder in Sperrichtung etwas meßbar = durchgeschossen.
Bei B/E-, B/C
sollten alle Transis im Durchlaß nahezu gleiche Werte haben.

Oft ist diese Prüfung möglich, ohne den Transi auszulöten,seine angeschlossenen Bassispannungsteiler und andere Widerstände gehen dabei in die Prüfung mit ein. Wenn die Umgebungswiderstände hoch sind, und/ oder man einen Vergleichswert hat, ist diese Prüfung möglich.

Ich habe -in der Schaltung- Durchlaßwerte um 20- 50 KOhm gemessen.
Die Werte ausgelöteter Transistoren lagen ebenfalls in diesem Bereich.
Das kann bei anderen Transistoren nund Schaltungen anders sein- ein Vergleich mit neuen Transistoren oder gleichen Schaltungen ist sehr hilfreich.


Es ist keine Messung- die genauen Werte sind nicht wichtig.
Bei gleichartigen Schaltungsdetails (Teiler, Treiberstufen) hat man
einen guten Vergleich.

Die Methode empfiehlt sich besonders dann, wenn viele Halbleiter zu prüfen sind.

Bei galvanisch gekoppelten Stufen von NF- Endstufen reißt ein defektes Halbleiterbauelement viele mit in den Tod, da löte ich alle Halbleiter aus, und bewerte die "Dioden- Prüfung": Niederohmigkeit einer  Strecke  oder Totalunterbrechung = defekt, und immer zu tauschen.

Bei Abweichungen in den Stufen der Digi- Uhr habe ich prophylaktisch getauscht- und schon funktionierten die entsprechenden Baugruppen.
Die Methode bewährt sich.

Ich könnte die als defekt befundenen Transis noch auf den Kennlinienschreiber stecken- aber da sie sowieso nicht funktionieren, spare ich mir das.

Nur bei Transis in HF- Schaltungen funktioniert diese Methode nicht
immer, da kann der "Dioden- Test" und eine Spannungsmessung ok sein, der
Transi aber eine zu geringe Verstärkung haben- das hatte ich sehr oft
bei Germanium- Transis in HF- Vorstufen.

Bei sehr vielen Defektteilen und genug Ersatzteilen ist immer eine "Generalkur" der betreffenden Teile eine Option, das macht einmal viel Arbeit, erspart aber oft langwierige Fehlersuchen.
Bei sehr vielen Ersetzungen ist eine Zwischendurch- Kontrolle ratsam, manchmal macht der Reparateur ja selbst Fehler- das weiß ich aus eigenen Erfahrungen.


Halbleiter- Wechselorgie
Die Restauration der Digiuhr wird zur Löt- und Halbleiter- Wechselorgie.

Da hatten sich vor mir schon Leute dran versucht- viele Lötaugen und
Leiterzüge sind abgelöst, manche Leiterzüge durch Draht ersetzt, das ist
grundsätzlich ok- aber das wurde schlampig gemacht.

Ich habe 4 defekte dekadische Teiler, bei zweien nur 1 oder 2 Transis meßmäßig, bei den anderen beiden sind es wohl mehr.
Ich habe schon aufgehört, die defekten Transis zu zählen. Zum Schluß werde ich die nochmal testen, manche habe ich auf Verdacht getauscht, und  sind vielleicht noch brauchbar.

Einen Teiler bekam ich immer noch nicht zum Laufen, die Dioden hatten
unterschiedliche Durchgangswiderstände- kurzerhand habe ich ALLE Dioden
getauscht, ich habe einen Haufen SAY42, die gehen als Ersatz für die
kleinen roten Dinger.
Und funktionierte dann.
Insgesamt sind auch schon etwa 30 Dioden neu reingekommen.

Egal- ich verbrate, was ich an Material habe, was eben geht.
Die SS202 als Röhrentreiber der Stunden- Zehner waren alle 3 fast durch,
sperrten nicht mehr richtig.
Als Ersatz habe ich SF150 genommen. Leider sind die erheblich größer.
Aber die können die Spannung ab.

Eine Leiterplatte bringt mich noch ins Grab- die setzt beim leichten
Bewegen aus- da muß ein Haarriß sein- den habe ich noch nicht gefunden.
Nicht so toll wegen der Steckfassungen- rein, raus, rein, raus...
Wenn alles nicht geht, werde ich alle Leiterzüge mit Draht überbrücken.
Nicht schön, aber zweckmäßig.

Immerhin zählt das Digi nun, der Steckplatz des aussetzenden Teilers ist
überbrückt, zählt jetzt mit 10 Hz statt 1 Hz- ok, da sieht man nun gut,
wo es nicht geht.


Und: In den Stunden klappt's nicht.
Zählt 00 bis 09, 10 bis 19, 20 bis... Nein, nicht bis 23, sondern weiter
bis 29 Uhr !
Danach springt die Anzeige auf 10 und zählt bis 19, dann erst auf 00-
09, und wieder bis 29.

Die Steckfassungen der Stunden, Minuten und Sekunden mit ihren Vor-
Teilern sind jeweils auf einer Sub- Leiterplatte, 3 solcher Platten sind
drin. Die Verdrahtung der Teiler/ Anzeige ist also fest.

Ich vermute einen Verdrahtungsfehler zwischen den Sub- Platinen, aber
diese Zählweise... ich kann mir keinen Reim drauf machen.

Fehlersuche- und Reparatur Zählfehler

So, ausgeruht rangesetzt, und schon flutscht's wieder- Fehler gefunden.
Das UND für die Nullstellung bei 24 Uhr ist auf der Platine für den
Taktoszillator. Die scheint eine EIgenentwicklung zu sein, ist nicht
dokumentiert, die 2 Platinen des Taktoszillators sind sauber geätzt und
bestückt, aber haben keinerlei Beschriftung oder Herstellerhinweise.

Und da hat jemand einen Schalttransi SS202 durch einen NF-
Vorstufentransi SC206 ersetzt, und den hat's in die ewigen Stromkreise
gerissen.
Aber "nur halb", vielleicht darum die merkwürdige Zählweise.

Jetzt zählt die Digi, wie' sich gehört.

Bleibt noch die Platine mit dem  vermutlichen Haarriß, und dann muß ich
auch mal alle Platinen kontrollieren, abgehobene Leiterzüge herrichten,
und von Lötspuren reinigen, vielleicht Leiterplattenlack oder
Kolophonium/ Spiritus drüber, daß das etwas vernünftig aussieht.

Viele defekte Halbleiter
Ist schon erstaunlich, wie viele der Silizium- Miniplast- Transis und
Si- Glasdioden breit sind- alle durch die Sperr/-
Durchgangswiderstandsmessung prüfbar, aber manche weichen nur wenig von
den anderen Bauteilen gleicher Bezeichnung ab.

Alterung ist doch eigentlich ein Phänomen der Germanium-
Halbleiterbauteile, dachte ich.
Aber hier zeigt sich, daß dem wohl nicht so ist.

Den Elko- Aufdrucken nach ist die Digi von etwa 1977- also 43 Jahre alt,
schon interessant, das Alterungsverhalten zu beobachten. Ich werde die
kaputten Transis mal aus dem Müllkorb fischen.

Aussetzfehler- Suche
Die Teiler- Leiterplatte mit dem Aussetzer reingesteckt, mit einem
Meßkabel und 2 Prüfspitzen alle Verbindungspunkte an Leiterplatte und
Steckverbindungen gebrückt, die möglich sind.
War gar nicht die Leiterplatte.
Sondern der Stecksockel.
1 Drahtstift war dünner als die anderen, und hing in der Fassung "in der
Luft".
Bißchen den Stift gebogen- ok.

Dann war eine Minutenzahl diffus- Lupe, Fehler gesehen: noch ein Haariß
an dem Leiterzug eines Röhren- Anschlußdrahts gebrückt- und nun
funktioniert die "Dicke Tal- Uhr", wie sie soll.

Auswertung der Defektteile
Ich habe mal die Schrott- Transis (SS216, 218, 219, SS202)
durchgezappelt.
Gut wäre Durchlaß B-E- Strecke 50 KOhm, B-C- Strecke 25 KOhm, gemessen
im x 1KOhm- Bereich des Röhrenvoltmeters URV2.

Einige Transis haben 1 Kohm- Durchschlag- funktionieren natürlich nicht.
Einige Transis haben unendlich- innen unterbrochen oder weggebrutzelt,
funktionieren natürlich nicht.
Dann git es einige die 20 KOhm oder 60 KOhm haben- funktionieren nicht.
Und einige haben genau gleiche Werte beider Strecken- gehen auch nicht.

Gute Dioden haben 30 KOhm. Andere Werte- funktionieren nicht.

Ich könnte auch einen geringen Strom durch die Strecken lassen, und die
Flußspannung der Strecken auswerten- aber so geht der Test bei hunderten
Halbleitern einfach schneller.
Ist keine Messung, sondern ein gut/ schlecht- Schnelltest.
Und hat ja funktioniert.

Funktiooniert oft auch in der Schaltung, ohne die Bauteile auszulöten.
Man muß nur einen Vergleichswert haben- in der Digi- Uhr waren ja nun
jede Menge genau gleicher Stufen -Teiler und Treiber- drin.

Übrigens hat man in den 30ern bei Radios die Röhren abgezogen, und mit
dem Ohmmeter die Widerstandswerte nach Masse gemessen, und mit Werten,
die der Hersteller lieferte, verglichen, wo die Abweichung zu hoch war,
konnte man dann genauer suchen.

Ich bekam einen Hinweis, daß (bei einem anderem( Hersteller dieser Zeit Transistoren Gehäuse hatten, die nicht 100% feuchtigkleitsdicht waren.
Ob die "halbseidenen" Transis nun Feuchtigkeit gezogen haben, wie die

alten Papierkondensatoren ?
Vielleicht pack' ich mal welche in die Backröhre, die Feuchtigkeit
"ausheizen"...
:-)

Abschluß
Die "Dicke Tal- Uhr" ist wieder funktionstüchtig.

Absolut defekt: 17 Transistoren, und etwa 30 Dioden, die möglicherweise brauchbar sind, aber alle haben Abweichungen nach oben oder unten, ich habe sie teilweise prophylaktisch getauscht.

Stellen ist etwas umständlich- ich kann die Stunden auf einen beliebigen
Wert stellen, die Minuten und Sekunden aber nur alle zusammen auf Null.
Kann man also immer nur zur vollen Stunde stellen.
Aber ist so gebaut.


Fertig bestückt. Noch Arbeiten nötig: Der vollkommen korrodierte Sicherungshalter ist zu tauschen, auf den die Platinen sind noch abgehobene Leiterzüge zu restaurieren, und von Flußmittelspuren zu reinigen, ich werde sie dann noch mit lötfähigem Leiterplattenlack oder Kolophonium- Spiritus- Lösung ansehnlich machen.


Eine wirklich schöne Anzeige.


Jetzt steht die Digi erst mal auf einem Radio zum Probelauf.
Auf dem riesigen Radio (mit Tonbandgerät unter dem Deckel) sieht die "Dicke Tal- Uhr" klein aus.

Bei Gelegenheit werde ich ein hübsches Gehäuse bauen.

 

Was für Schafe- Edi hat's erwischt !

Hier was für schadenfreudige Schafe zum Mitblöken: "Ja, der Edi- Anderen
sagen, selbst murksen ! Määäähh ! Määähhh !".
:-)

Der Sicherungshalter war korrodiert, also gebrückt... bis ich einen
Ersatz hatte, wollte die "Dicke Tal-Uhr" aber nicht warten, und
schaltete schon mal mal die Sicherung im Sicherungskasten aus.

Na klar... kannte ich schon von DDR- Farbfernsehern: Kondensator über L
und N, der die Sicherung im Wohnungs- Sicherungskasten fliegen läßt.
Hier sogar ein 0,1 µF. Diese Bemessung gab es zu Allströmer- Zeiten oft
(Radios "Erfurt", Allsrömer).
Bei den Farbfernsehern wurden Papier- Kondis, obwohl diese Bauform schon
total veraltet. Und die gab es noch bis Mitte der 80er als Ersatzteile !

Zweckmäßigerweise waren diese Schutz- Kondensatoren VOR dem Einschalter
angeordnet
Klar, um den Schalter zu schützen, auch wenn die Zuleitung hellrot
aufglüht...

Und der "Nulleinser" ist richtig weggebrutzelt.

Die rote Ausführungn, nur mit braun- durchsichtiger Vergußmasse kenne
ich als Kunststoff- Wickel.
Ich werde den Kondi mal öffnen, ob es ein Papierkondi ist- da gehe ich
mal von aus.

Aber der Murks hat ein Ende, versprochen- einen baugleichen
Sicherungshalter habe ich gefunden.


Kondensator noch ok


Und... nach 2 Tagen abgeraucht.


Das sieht schon übel aus.

Abgerauchteer Kondensator untersucht

So, aufgeschnitten, aufgerollt...
Nein, kein "üblicher Verdächtiger", das ist ein Kunstfolie- Kondi, die
Folie ist hauchdünn, an einer Stelle ist sie aber eindeutig zu sehen.

Bei den silbernen Styroflexern hatte ich gelgentlich Voll- Kurzschlüsse,
aber nur bei Neuteilen, in der Produktion zu straff gewickelt oder
geschrumpft, ansonsten gab es sehr selten Kontaktfehler Anschlußdraht/
Wickel bei kleineren Typen und "Nacktwickel"- Ausführungen.

Interessant- ein 45 Jahre alter Kunstfolie- Kondi raucht ab, wie man es
von den Papierkondis kennt.

Folienkondis sollen ja eine theoretisch unbegrenzte Lebendsauer haben.
Aber... es gab ja auch mal unsinkbare Schiffe: "Titanic", "Bismarck",
Yamato". Die waren unsinkbar... bis sie abgluckerten.

Ob die Zeit der ersten Folienkondis auch langsam gekommen ist ?

Wird ein Kondi für die Vitrine.


Tatsächlich ein Folienkondensator, die Folie ist zu sehen (Pfeil)



Ein neuer Sicherungshalter ist schon mal da.

Ein Erlkönig !

Ich fasse es nicht- ich habe einen Erlkönig gefunden !
(In der Autobranche Musterexemplare, meist streng geheimgehalten)

Im Heft "Ziffernanzeigeröhren und digitale Baugruppen", Jan. 1971, vom Werk für Fernsehelektronik "WF" fand ich im Anhang "Literaturhinweise" eine Quellenangabe zu einem Artikel "Präzisionsuhr mit Digitalanzeige" in der DDR- Zeitschrift "Radio- Fernsehen- Elektronik" = "rfe" Heft 19/1970.

Und was finde ich da ?
Den Artikel, Quelle: "Mitteilungen aus dem Werk für Fernsehelektronik".

Und das beschreibt genau und exakt:
Meine "Dicke Tal- Uhr" !

Das bedeutet, im ehemaligen Labor des "WF", wo ich die Digi fand, wurde ie auch entwickelt, darum lag die dort noch, ich rettete sie etwa 1995, als alles alte DDR- Zeug
unbesehen in die Container flog.

Und- die Uhr ist nun also nachweislich 50 Jahre alt.
Wahrscheinlich gibt es kein weiteres Exemplar, wenn nicht jemand die Uhr in der  Bauanleitung ganz exakt nachgebaut hat. Und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß ein Nachbauer die Konstruktion identisch nachgebaut hätte. Ich z. B. hätte die Stell- Taster, die nur von unten zu betätigen sind, an die Rückwand beordert.

Nur die "Prüfbuche" ist nicht realisiert, dort befindet sich der Sicherungshalter, und für das das Batteriefach sind Bohrungen da, aber kein Fach drüber.

Dadurch habe ich nun alle Unterlagen, auch die der im offiziellen Buch nicht dokumentierten Leiterplatten Quarzgenerator, Temperaturregelung und Impulsstufe
(mit den gesuchten UND für 24 Uhr -> Nullstellen).

Und--ich habe jetzt zu den Zähler- und Anzeigeplatinen aller Bauteilewerte. Die sind im offiziellen Heft nämlich nicht drin ! Nur die Ein- und Ausgabegrößen der Impule, Betriebsspannungen usw. sind dort genannt.
Die Bauteilwerte kann ich zwar auf den Platinen selbst ablesen, aber das kann ich mir nun sparen.

Wahrscheinlich fristete die Uhr seit 1970 in dem Labor noch eine Weile ihr Dasein, es
wurden später Baugruppen getauscht,  die Elkos der Netzteile haben ja spätere  Jahreszahlen. Vielleicht ging die öfter kaputt, viele Flußmittelrückstände und  abgehobene Leiterzüge zeugen von Reparaturen, bis keiner mehr Lust hatte, dann verschwand sie in einem Schubfach.

Als nächste Arbeit werde ich dann ein komplettes Dokumentationsbuch zu der "Dicken
Tal- Uhr" erstellen.

Abschlußarbeiten der Restauration

Ich habe Fotos von Quarzgenerator gemacht, ist ein Quarz in der Röhre
drin, 99,992 KHz.



Den Sicherungshalter endlich  ausgetauscht, und bei der Gelegenheit alle Leiterplatten gezogen, und noch die letzten abgelösten Leiterzüge durch dünne Drähtchen überlötet, da waren noch etliche von vorherigen Reparaturversuchen, viele schon im WF, beschädigt. Ist zu sehen, aber wenigstens ordentlich gemacht, immer mit der Lupe kontrolliert.






Dann noch Flußmittelreste abgepinselt, und mit Kolophonium/ Spiritus
versiegelt.
Sieht viel besser aus.
Lötfähiger Leiterplattenlack wäre schöner, habe ich aber nichts mehr.


Damit sehe ich die "Dicke Tal- Uhr" als restauriert an, und sie wird
nicht mehr angefaßt, außer zum Einschieben in ein Einschubgehäuse, wenn
ich das fertig habe.


Fertigstellung Gehäuse

Sooo... heute habe ich die "Dicke Tal- Uhr" ein bißchen hübsch gemacht.
Denke ich.

Da hat mich mein Freund JoFi inspiriert, der Traumgehäuse für Radios
baut, teilweise auch mit antiken Möbelteilen:

Ich hatte irgendwann 2 Schrankwandtüren vom Sperrmüll angeschleppt, ein
Teil davon fand ich für die Uhr-Seitenwände  passend- und die
Abmessungen paßten auch.
Und die große Innenfläche der Tür, das eigentliche Türblatt, umgekehrt-
wurde zu einem prima Deckel, die andere Hälfte als Fußplatte.
Da fehlen einige Millimeter... aber was soll's.
Für die Frontplatte nahm ich die Deck- und Bodenplatten eines
Fliegerkoffers, ebenfalls mal gefunden, der hatte furnierte Preßpappen
mit sehr schönem rotbraunen Muster, in einem Alu- Rahmen. Ich nahm aber
nur die Platten.
Dann ließ ich heute die Flex sprechen.
Und dann das Ganze zusammengeklebt.
"Paßt, wackelt, und hat Luft !"

Das Chassis läßt sich spielfrei und leicht einschieben- perfekt .
Die Teile haben kleinere Kratzer- Das Gehäuse bekommt noch komplett
einen rotbraunen Effektbeizen- Überzug und eine Schicht Hochglanz- Lack.
Und ich brauche noch eine dünne rote Filterscheibe für das Fenster.

Sehr schön wäre noch ein "WF"- Zeichen aus Metall für die linke
Frontplattenseite, mal sehen, ob ich was bekomme.

Einziges Manko: Ich bekomme die Kanten nie perfekt hin.
Aber ich stoße niemand darauf, und wenn's einer mitkriegt: "Ein Blinder
sieht das nicht, ein Doofer denkt, das muß so sein !"
:-)

Original war das Gehäuse -dem "rfe" Artikel nach- Stahlblech, mit
Holzfolie beklebt. Front Aluminium matt.

Ich finde die Uhr so viel schöner.
Kitschig ? Ja, ok, isse wohl.
Muß ja nur mir gefallen.
Vielleicht auch dem Entwickler, ich hoffe, er lebt noch, und ich bekomme
Kontakt.



Tür einer Schrankwand


Pilotenkoffer- Deckel- Platten


Test- Zusammenbau


Linksansicht


Rechtsansicht


Frontansicht, die Unterplatte ist zu klein

 


Probelauf.


WF- Aufkleber


Größere Unterplatte, Gehäuse fertig, links die erste Platte, die werde ich woanders noch nutzen können. Fehlt nur eine Rotfilter- Scheibe.


Dokumentation

(Servicebuch ist in Arbeit)
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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