Restauration EAK Großsuper 97-51 von 1951

(Fotoserie unten)


Dieser Großsuper mit Zahlenbezeichnung, ohne den üblichen Namen, ist einer der ersten Großsuper der DDR, wenige Jahre nach Kriegsende konnte man auch in der DDR schon wieder aufwendige Geräte bauen.

Hersteller ist die Firma Elektro- Apparatewerk Köppelsdorf ("EAK"), aus der die Firma "Stern- Radio Sonneberg" entstand, Köppelsdorf wurde 1951 in Sonneberg eingemeindet.
Sonneberg baute lange Radios, darunter Röhrengeräte mit sehr schönem Klang, die "Erfurt"- Serie, in Version 4 sogar mit "eisenloser Endstufe" (kein Ausgangstrafo, Auskopplung über Elektrolyt- Kondensator, wie bei Transistor- Schaltungen).

Die Bezeichnung Großsuper 97/51 bedeutet: 9 Kreise (nur AM- Bereiche) 7 Röhren, wobei eine die Netzgleichrichterröhre ist, 51 das Erscheinungsjahr.

Es wurden jedoch 3 Varianten verkauft:
- mit Zweiweg- Gleichrrichterröhre,
- mit einem Einweg- Selengleichrichter
- mit zwei Zweiweg- Selengleichrichtern (Graetz- Brücke)

Dies aber nicht nach Modernität, vielmehr wurde gebaut und verkauft, wie die Materiallage gerade war, so sind also nicht die niedrigen Seriennummern die mit Röhre, dann 1- Weg Selen, dann Zweiweg- Selen, sondern ohne Bezug zur Numerierung.

Das sieht man an Seriennummern, die ich ermitteln konnte, ich selbst habe alle 3 Varianten, zwei Geräte werden später restauriert.

SN 217712 bei Rmorg, Chassis Zink, Selen-Zweiweg
SN 222178 bei Edi, Chassis Zink, Selen-Zweiweg
SN 224680 bei Edi, Chassis Zink, Röhre Zweiweg
SN 225116 bei Ebay, Chassis Zink, Selen-Einweg (eBay-Artikelnummer: 263854255028)
SN 232872 bei Edi, Chassis schwarz, Selen-Einweg
SN 234312 bei Ebay, Chassis Zink, Selen-Einweg (eBay-Artikelnummer: 232578005101)

Das Herzstück dieses Radios ist der Spulenrevolver SR3 von Görler, welcher den Spulensatz Vorkreis/ Eingangskreis( Oszillatorkreis komplett umschaltet. So entfallen Schaltkapazitäten und damit Verkopplungsmöglichkeiten.
Der Spulenrevolver besteht aus dem PVC- Kunststoff Amenit. Er ist, wie bei einem Trommelrevolver, herausnehmbar !
Dadurch läßt sich der Spulensatz hervorragend reinigen, die Kontakte pflegen, und ggf. reparieren.

Der SR3 im Großsuper 97/51 hat 3 x Kurzwelle, 2 x Mittelwelle, diese ist also in 2 Bereiche geteilt, und Langwelle. UKW gab es 1951 in der DDR noch nicht.

Im Radiomuseum.org ist der SR3 mit 4 Kurzwellen, bis zum 80 m- Band,  und 1 x MW angegeben, die Radio- Version gaht nur bis zum 49 m- Band. Vielleicht gab es eine Amateur-/ Bastler- Version.

Röhren sind die in den 30er Jahren verwendeten "Stahlröhren", die in der DDR nur mit Glaskolben gefertigt wurden. Der normale Röhrensatz: EF13, ECH11, EBF11, EM11, EF11, EL11, AZ11. In dem hier gezeigten Gerät, Variante mit Einweg- Selengleichrichter,  wurde von Hause aus die EBF11 anstelle der EF13 eingesetzt, diese hat ähnliche Werte.

Lautsprechermäßig kommt der Großsuper 97/51 etwas bescheiden daher, nur ein großer Breitbänder bestreitet hier die Sache.

Vor dem Ausbau des Chassis muß eine Schraube am Skalenzeiger gelöst werden, damit das Seil freigegeben wird, sonst zerstört man es beim Ausbau.

Ein schönes Detail ist die von unten mit 3 Skalenbirnchen beleuchtete Flutlichtskale.

Restaurationsarbeiten
An diesem Gerät war die Restauration leicht: Spulensatz reinigen, die Teerkondensatoren wechseln, die meisten sind von oben zugänglich. Einige Drähte sind in Preßhülsen geführt und verquetscht worden, da habe ich den Draht abgekniopst, und den Kondensator an die Preßhülse gelötet.

Dann Endröhre besorgen, Skalentrieb neu machen, ich verwendete hierzu 0,25 mm- Stahlseil, welches sich nicht längt, und eine sehr präzise Einstellung und Wiederkehrgenauigkeitgewährleistet, und Ersatz des Selengleichrichters durch eine Diode plus 80 Ohm- Schutzwiderstand.

Ein Netz- Elko hatte Kurzschluß, da beide Elkos sehr korrodiert waren, habe ich beide ersetzt.
Die alten Selengleichrichter betreibe ich aus Gründen der Betriebssicherheit nicht mehr, sie bleiben aber eingebaut, die Diode wird einfach daneben plaziert, und einfach umverdrahtet.

Zum Schluß noch ein Nachgleich.

Ergebnis
Der Großsuper 97/51 ist empfindlich, wie von einem Großsuper zu erwarten. Der Spulenrevolver gibt nach 67 Jahren (und Wartung) keinen Grund zur Beanstandung, absolut kontaktsicher, leichtgängig und frequenztreu/ frequenzstabil.

Die Sender sind gut und präzise einstellbar, der Klang gut, der Stellbereich für den Klang  ausgewogen.

Was ich vermisse, ist eine Bandbreiten- Verstellung.

Von den technischen Werten war der Großsuper 97/51 damals sehr gut, spätere Geräte sind natürlich weit besser.

Übrigens ist dieses Radio nicht selten, ich selbst besitze 3 Exemplare, weitere sind mir bekannt, und es werden weitere oft in Ebay und anderen Plattformen angeboten.
Es ist tatsächlich nicht wahr, daß es, wie man heute oft hört, nichts gab, erst recht nichts Hochwertiges, so daß Geräte selbst gebaut wurden (mußten).
Es gab  einfache Geradeausempfänger, wie den 1U11, und es gab z. B. diese sehr guten Geräte. Eigenbauten gab es viele, das war aberder Tatsache geschuldet, daß viele Techniker Anfang der 50er Jahre aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrten, und sich eine Möglichkeit suchten, Geld zu verdienen, und Eigengeräte auf Bestellung fertigten, eigentlich schon ein kleiner Luxus

Das Radiochassis wurde vom Musikhaus Brömel, Rudolstadt, in einem Musikschrank verbaut- dieses Gerät ist mit der durchsichtigen Flutlicht-Glasskale vor dem Hochglanz- Holzfurnier ebenfalls ein außergewöhnliches, sehr schönes Gerät (hier)

Fazit:
Der Großsuper 97/51  für 6 Jahre nach dem Krieg in der DDR, damit im Bereich der sowjetischen Besatzungszone, schon ein beachtliches Radio, und ein optisch ein sehr schönes Gerät.

 
Ankunft. Verdreckt, aber komplett, keine verheerenden Schäden.


Innen ein verdrecktes und  ein mit Flugrost befallenes Chassis. Die Endröhre fehlt.


Blick von unten ins Chassis. Einige Papier- Teer- Kondensatoren sind sichtbar, links, etwas verdeckt, oben rechts und unten rechts, zwei helle Kondensatoren unter denen oben rechts sind Hescho- Keramik- Röhrchenkondensatoren, durch den Blitz ist die grüne Farbe zu hell abgebildet.,


Das Herzstück des EAK 97/51: Der Spulenrevolver


Spulenrevolver, die Trommel kann nach Abnahme des Kunststoffteils, welches auf dem Foto an der Röhre liegt, herausgenommen werden. Dazu ist jedoch die Achse zu lösen, die Schrauben sind in den Kammern der Trommel, etwas versteckt, zugänglich.
Die Trommel läßt sich vorbildlich leicht lösen.

Spulenrevolver- Trommel und Kontaktfedern sind bestens zu reinigen.


Ein Papier- Teerkondensator ist erst austauschbar, wenn die Spulenrevolver- Trommel abgebaut ist, einer seiner Anschlüsse ist an einer Kontaktfeder verlötet.


An einigen Stellen wurden mehrere Drähte in eine Preßhülse geführt und verquetscht.


Eine der Preßhülsen.

'Kondensatoren gewechselt, natürlich verpacke ich diese in meine eigenen grün- schwarzen Gehäuse/ Etiketten, sog. "Edi- Kondensatoren"


Skalenseil aufgezogen, 0,25 mm- Stahlseil (Modellbau)

Fertig.
Das Gehäuse ist wieder schön, ein brauchbares "magisches Auge" EM11 ist drin, im Dunkeln ist die von unten angestrahlte Flutlicht- Skale schon ein sehr schöner Anblick.