Restauration Loewe Opta Globus 3651bW- Westdeutschland 1950

Restauration Loewe Opta "Globus" 3651bW, Westdeutschland, 1950











Restauration der Unterlagen

Die Restauration der Unterlagen gehört für mich dazu.
Der Schaltplan war an der Rückwand angeklebt, aber bereits stark beschädigt und vergilbt.
Nach dem Scannen habe ich den Plan mittels Bildbearbeitungsprogrammen zusammengesetzt und restauriert.
Da einige Details komplett weg waren, habe ich sie mit der Lupe, sowie Vergleich mit dem Schaltplan des Vorgängermodells, wiederhergestellt.

 
Das waren die Reste des Schaltplans
Schaltplan des 3651bW, restauriert.


Bauelemente- Liste des 3651bW

Vergleich 3651W und 3651bW



Zum Vergleich der Schaltplan des Vorgängers, den ich ebenfalls restauriert habe.
Der UKW- Eingangskreis wird  direkt an die Mischröhre, die sonst für AM zuständig ist, geschaltet.



Der 3651bW hat eine EF42 als UKW- Vorstufe, damit ist ein wesentlich besserer UKW- Empfang
möglich. Sonst ist alles gleich geblieben.

Fehler an Potis

Wenn ausgeschaltet, ist die Potiachse des Lautstärkestellers eingedrückt-ok.
Dann kann man den Knopf jedoch rundherum drehen... es gibt keinen Anschlag ! (Eine hintere Potiebene gibt es auch nicht)
Man kann aber auch nicht in jeder Stellung die Achse herausziehen- das geht nur in einer Stellung, dann geht die Achse ein Stück heraus, das Gerät geht an.
Nun sind aber die Anschläge für Lautstärke da !

Beim Tonblende/ Bandbreite- Poti gibt es ebenfalls eine ziehbare Schaltachse (schaltet Bandbreite), die läßt sich aber immer ziehen. Auch hier gibt es keine hintere Potiebene. Dafür hat das Poti aber gar keine festen Anschläge !
Es nimmt jedoch fühlbar den Potischleifer mit, bei beiden Bandbreiten- Schaltstellungen.



Beide Potis


Lautstärke- Poti zerlegt




Schleiferkörper- Grundplatte, Obere Führung total zerstört


Die Führungsnase hängt völlig in der Luft


Tonblenden- Poti zerlegt


Schleifer, Schleiferkörper, vorbildlich: eine große Kohlepille als Schleifer- Pimpel


Von hinten zu sehen: Der Schleiferkörper ist voll gebrochen


Der Schleiferkörper hat keinen Ansatz, der in der Nut der Achse geführt wird, der Ansatz ist völlig weg, zu Staub zermahlen, war nicht mal mehr als Splitter im Gehäuse zu finden.


Hier ist die Nut der Achse zu sehen.
Der Schleiferkörper dreht frei auf der Achse, Mitnahme nur durch einen Rest von Reibung.

Ergebnis: Beide Schleiferkörper sind durch Überdrehen zerstört.

Was tun mit den Potis ?

Nun ja... Potis Schrott ? Mitnichten.
Edi's Gesetz: "Schwer geht, gibt's. Geht nicht... gibt's nicht !"

Wenn man sich die Aufgabe und Gestaltung der Führung ansieht... muß diese in der Grundform ein rotationssymmetrisches Teil sein- eine Buchse. Mit einem Schlitz, in welchem die Führungsnase gleiten kann.
Wenn man ein solches Teil hätte, könnte man den Schleiferarm doch evtl. damit verbinden... ?
Ja, genau.

Wie man das machen kann, möchte ich hier beschreiben.


"Der Restaurator kommt nicht aus
ohne etwas Schrott im Haus" (nach Dietrich Drahtlos)
Ersatzsichtung.
Das sind Buchsen und verschiedene Radio- und TV- Knöpfe.
Ich entschied mich für den elfenbeinfarbenen Knopf "Riffelgriff und Buchse", das war mal ein Knopf vom Fernsehgerät "Stadion" (DDR). Ein schönes Material, besser als PVC, ähnlich etwa Teflon oder Miramid, aber harte Oberfläche, dennoch mit einem superscharfen Messer "schälbar"- perfekt.
Da kann man von einer Führungsbuchse bis zum Schneemann alles draus machen.


Riffelgriff abgesägt, die verbleibende Buchse mit einem Schlitz versehen (Winkelschleifer, 1mm- Trennscheibe, und viel Gefühl)


Jetzt gaaaaaaaaaanz vorsichtig die Grundplatte für die neue Führungsbuchse aufgebohrt.
Ich nahm Stufenbohrer, diese entfernten auch sauber den Rest der alten Führung.
Mit einem Nagel fixierte ich die Platte gegen Verdrehen, Bohren von Hand.
Erstaunlicherweise ist daie Grundplatte echt hart, wie Pertinax (Hartpapier), ich brauchte über eine halbe Stunde für die 9mm- Bohrung.
Das bedeutet, da mußte eine große Kraft gewirkt haben, um die Führung zu zerstören.


Grundplatte aufgebohrt, Unterseite leicht angefast


Führungsbuchse verklebt, Spezial- Sekundenkleber für Kunststoffe- das Zeug ist irre gut.


Oben und unten ist die Buchse jetzt gekürzt, so daß sie spielfrei zwischen Potigehäuse und Schleifer träger paßt, das habe ich in 2 Stunden Schälarbeit gemacht, um nicht zuviel Material abzutragen.
Gesamthöhe des Schleiferkörpers mit Führungsbuchse ist etwas unter 10 mm, normal genau 10, die neue Führungsbuchse ist aber im Durchmesser einige Zehntel größer, und kommt sonst gegen die Schleifer- Massefläche.


Das Poti enthält auch eine Kupfer- Massefeder- die kommt wieder hinein.


Der Schleifer wird mit den Kohle- Pimpeln bestückt.

Das Ganze wird natürlich mit reichlich Öl oder Fett versehen, ich verwende dickflüssiges, wasserklares Silikonölmit einem kleinen Anteil Silikonfett, das verharzt nie, und schmiert super. Das Zeug heißt NP1500, DDR, da habe ich noch einige Liter, aber es sind bei Restaurationen pro Gerät nur einige Tropfen nötig.
Auch Schleifbahn und Pimpel kriegen das Zeug, das stört die Funktion nicht, im Gegenteil, alles ist schön gängig, aber auch nicht zu leichtgängig.


Das ist der Schalteransatz- der Mitnehmer sieht echt merkwürdig aus, wie vorn rechts abgebrochen- der scheint aber so gestaltet zu sein... es gibt von Links bis Mitte keine Bruchkante ! Und er funktioniert tadellos.
Solange er das tut... lasse ich unnötige Versuche.


So, das Poti zusammengedrückt, etwas Rödeldraht herum festgezwirbelt.


Gehäuse nicht mehr verbördelt, sondern gelötet, 4 Lötpunkte, so kann man ggf. das Poti irgendwann bei Notwendigkeit öffnen.



Lautstärke- Schaltpoti fertig. Natürlich getestet, alles ok.

So, als Nächstes ist dann das Tonblenden- Poti dran.


Tonblenden- Schaltpoti Restauration


Als erste Maßnahme wurde der gebrochene Schleiferarm mit Cyanacrylat- Kleber (2- Komponenten- Sekundenkleber für Kunststoffe, Kleber + "Aktivator") geklebt, und die Unterseite geschliffen.
Die Klebestellen sind deutlich zu sehen.
Ebenfalls habe ich die Achsbohrung innen so ausgearbeitet, daß die Achse frei drehbar ist, der Kunststoffarm darf nie wieder einer mechanischen Belastung ausgesetzt werden.



Um den Schleiferarm zukünftig zu entlasten, habe ich ein Blechteil in der Form der Unterseite angefertigt, sowie ein Blechteil, welches in der Nut der Achse beweglich ist.


Die Blechteile miteinander verlötet


Die Blechkontruktion aufgeklebt (Cyanacrylat- Gel- Kleber für Metall UND Kunststoffe !)
Der Schleiferarm ist jetzt verstärkt, die alte Kunststoff- Konstruktion komplett entlastett



Zusammenbau.
Unter den Schleifer mußte eine zusätzliche, dünne Unterlegscheibe. Zu beachten war auch die Montage der Pertinax- (Hartpapier-) Zwischenlage, die vor/um die Schleifbahn gehört.


Zusammenbau, provisorisch fixiert


Schalter- Ansatz, unten Mitte der Kontakte- Träger. Die Kontakte waren stark oxydiert, mußen mit dem Glasfaserpinsel gereinigt werden.
Über dem Kontakteträger ist eine Feder, mit je einem Haken nach unten, einem nach oben, dann kommt der auf der Achse mitgehende Schieber, der die Feder in die 2 Schaltstellungen "umklappt".
Es sind je 2 Löcher in Kontaktetzräger und Schieber, Ich brauchte eine Weile, um die richtige Position der Feder zu finden.


Provisorische Fixierung


Zum Schluß Messingschrauben/ Muttern M2.
Messung Schalter/ Poti ok. Tonblenden- Schaltpoti auch fertig.

So, als Nächstes ist der Netztrafo dran.

Netztrafo


Trafo alt, hat Teilwindungschluß, wird heiß und stinkig


Trafo neu, Typ TRA0201 von Jan Wüsten. Nur die Befestigungslöcher mußte ich neu bohren.
Der Trafo paßt perfekt !
Allerdings ist die Heitwicklung der Gleichrichterröhre 6,3 V, für die AZ 41 habe ich einen Vorwiderstand 2,2 Ohm eingebaut (der rotbraune Zementwiderstand, oben Mitte).
Die alten Drähte zum Trafo habe ich nicht ersetzt, sondern einfach verlängert.
Die Kondensatoren sind bereits neue Styroflex. Kondensatoren.


Trafo von oben, die alten Befestigungslköcher sind zu sehen.
Der Trafo ist kleiner, aber leistungsfähiger.
Am Poti sind noch die alten Teer- Kondensatoren zu sehen.

End- Restauration

Als letztes die Kondensator- Generalkur.
Nach Wechsel der Kondensatoren war eine Mehrleistung von 80 Prozent (!!!) zu verzeichnen.
Eine neue EFM11, die ich vor einiger Zeit günstig erstanden hatte, geben den letzten Schliff.


Chassis- Unterseite. Klicken auf das Bild = Vergrößerung
Potis wieder eingebaut, Chassis nach der "Großen Kondensator- Kur, komplett mit neuen Kondensatoren bestückt, ich verwende DDR- Styroflex- Kondensatoren
("Silberfischchen") vom Kondensatorenwerk Gera, 80er Jahre- Bestände


Eine neue EFM11


Chassis einbaufertig. Die EFM11 strahlt.


Die defekten Teile


Loewe- Opta Globus 3651bW an seinem ersten Einsatzort, im Wohnwagen


Schickes Radio, macht was her.