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Restauration REMA 1200-II (DDR, 1960)

Restauration REMA 1200-II (DDR, 1960)

Diesmal ein REMA 1200-2 von 1960
Dieser kam wieder aus ungünstigster Lagerung, jahrelang in einem Container.

Mit dem 1200er habe ich einst, mal mit 9 oder 10 angefangen.
Muttern's Kasten- ich habe damit der Sendung
"aus dem Butzemannhaus", dem Radio- "Sandmann" und Kinderhörspielen gelauscht...

Später mein erstes "richtiges" Radio und Bastelobjekt... da habe ich heimlich einen Lautsprecher ausgebaut, und an meine Eigenbauten geklemmt, bevor Mutter nach Hause kam, immer wieder eingepfriemelt.... Lächelnd

Irgenwann bekam ich das Gerät dann geschenkt, gab ihn dann später mal weg.

Bei diesem 1200 II fehlte der mittlere Lautsprecher... und die Drähte waren an die Lautsprecher "angewickelt".
Ob mir MEIN alter Kasten wieder über den Weg gelaufen ist ???
:shock:
Wenn ich wieder nach Hause komme, muß ich mal die Gerätenummer checken (ich habe noch die Original- Papiere meines 1200ers)

Eigenartig: Der Knopf hinter dem Lautstärkesteller ist Attrappe, wurde aber von einem Vorbesitzer auf der (nicht drehbaren!) Pseudo- Achse festgerammelt, diese hat aber eine Bohrung ! Dadurch wurde die innere Achse des Lautstärkestellers ebenfalls verrammelt !

Der mittlere Lautsprecher fehlt noch, ist aber von einem netten Forenkollegen unterwegs,
der Lautsprechersatz ist lediglich in Reihe geschaltet.

Die technische Restauration ohne Probleme.
Die Potis waren fest, die schlechte Lagerung ließ das verharzte
Fett zu Klebstoff werden.
Wie üblich bei so mies gelagerten Geräten: Die Nieten der Potischleifbahnen waren aufgesprengt,
wie ein Forenkollege vermutet, hat das Quellende Pertinax der Grundplatten die Nieten gesprengt.
Edi- üblich: Kleine Schräubchen rein.
Natürlich die große Kondensator- Kur. Wirkt Wunder.
Schön bei diesem Gerät: Schon sehr viele Styroflex- Kondensatoren drin, die nicht gewechselt werden müssen.
Alle Skalen- und Schauzeichen- Seile waren ausgeleiert, ich habe alle erneuert. Schöne Arbeit, mache ich gern.
Ich verwende Wachsschnur, die ist billig, haltbar (ich habe seit Jahren keine Probleme mit dieser),
gibt's in allen Farben, ist auch schön griffig auf glatten Rollen.

Etwas mehr Arbeit waren die Potis- das Lautstärkepoti war überdreht worden, wahrscheinlich, weil der Besitzer die durch
den hinteren Knopf festgerammelte Achse mit einem Klempnerwerkzeug nachgeholfen hatte (wer zum Teufel tut sowas...).
Dadurch war die Führungsnase im Schleiferhalter abgewürgt worden. Drehwinkel 360°, zum Glück blieb die Schleiferfeder
am Schleifbahnende stehen, der Kohlepimpel blieb heil.
Da fand ich eine Lösung mit einem Splint aus der Autotechnik (siehe Foto).

Fazit:
Mit der Anzahl der Kreise (8/11) ein Mittelsuper der oberen Preisklasse, und so spielt er auch.
Der UKW- Tuner ist nicht sehr empfindlich, aber ausreichend.
AM sehr gut, nach 50 Jahren war sogar der Abgleich auf der Skale noch präzise.
Der Klang ist im Vergleich (mit KSP215 als provisorischen Ersatz des Frontspeakers) bis mittlere Lautstärke etwas nasal,
die Klangsteller heben ihre Bereiche nicht so extrem an, wie von meinen anderen Geräten- den Großsupern, gewohnt.
Aber... voll aufgedreht, legt REMA 1200-2 richtig los- auch hier ist der Schall am Gehäuse schön spürbar, dann sind auch Tiefen gut da.
Wie üblich für Großgeräte, sehr guter AM- Klang.

Edi




Aluminium- Chassis. Nach 50 Jahren und miesester Lagerung- sieht es noch aus wie neu !




Auch die Tastensatzmechanik:
Nur 1 Tropfen Silikonöl (für alle Lagerstellen), und dann:
Nach 50 Jahren absolut fehlerfreie Funktion !!!


Der Wellenschalter, ein Mehrebenen-Kreisschalter.
Gut erreichbar zum Reinigen für Glasfaserpinsel,
aber auch gut mit Kontaktmitteln behandelbar.
Diese Wellenschalter können als einzige auch mit dem bekannten DDR- Wellenschalteröl
behandelt werden. (sparsam !!!)


Im REMA 1200 wurden schon viele Styroflex- Kondensatoren verbaut.
Diese hier, mit rotem Aufdruck- für die Ewigkeit gebaut.
Äußerst selten defekt.


Beginn der Poti- Orgie.
Schlecht zu erkennen, oberhalb des linken Gehäusebechers: Eine kleine Feder,
die unter der Potimutter sitzt, und die Achse mit Masse kontaktiert.
Verhindert Kratzeffekte beim Drehen, oder Fremdspannungs- Einstreuungen beim Anfassen der Achse.
Solche Kleinigkeiten sind ein Merkmal für gute Geräte.


"Statt Niete kleines Schräubelein,
das geht ganz gut, und regelt fein !" (Edi)


Die Mutter brauchte etwas mehr Platz als die kleine Niete.
Da mußte ich mit der Schlüsselfeile etwas Platz schaffen.


Die Laschen des runden Potigehäuses (Weißblech) lassen sich aufbiegen,
aber brechen sofort beim Rückbiegen.
Also habe ich sie weggebrochen und verlötet.


Die Potis der alten DDR- Geräte sind super: Auch diesmal ein großer Kohlepimpel (Mitte rechts) als Abnehmer
an der Schleiferfeder. Solche Potis kennen kaum Kratzen und Aussetzer.
Etwas Silikonfett drauf, ok.


Der Schleiferträger hatte innen eine Führungsnase, diese war durch
Drehen über den Anschlag weggebrochen.
Lösung: Mit dem Lötkolben eine Nut in das Plastmaterial eingeschmolzen,
diese mit einem geeigneten Schraubenzieher nachbearbeitet.
In die Nut der Achse habe ich den Kopf eines Splints abgeschnitten und eingelegt.
Schleiferträger raufgedrückt- OK.


Hier ist die Hohlniete des Fähnchens der Anzapfung aufgebrochen.
Daneben der große Kohlepimpel.
Hier war keine Schraube möglich, damit der Kohlepimpel heil bleibt.
Ich habe die alte Niete aus den 2 Teilen (Niet und Nietkopf zusammengesetzt,
einen dünnen Draht durch die Niete gezogen, diesen hart gespannt, und
mit den Messing- Nietteilen verlötet.
Vielleicht nicht die ideale Verbindung, aber es sollte einige Jahre halten, und dann kann man nötigenfalls vernieten, oder die Prozedur noch einmal durchführen.


Poti fertig.


Der DDR- übliche Teerkondensator ("Teeri") an den Anoden der Gleichrichterröhre. Wie deutlich zu sehen, ist der Teer warm
geworden, und seitlich herausgelaufen, eindeutiges "Winken mit der weißen Flagge", heißt: "wechsel mich, aber schnell !"...
Lächelnd


Für den Teeri werkeln jetzt 2 Styroflexer.
Sekundärseitig sind die zulässig.
Primärseitig wären heute "Y- Kondensatoren" Vorschrift !


Skalen-, Poti- und Wellenschalteranzeige- Seile aufziehen


Die Seiltriebe funktionieren wieder.


Herstellungsdatum des Gehäuses, Stempel:"Radiogehäuseindustrie..."
o. ä.. "7. Mai 1960" (nur schlecht gestempelt, 1980 kann nicht sein)
von 1960 ist er ja auch.


Die weiße Filz- Anlage für die Skalenscheibe war zerfranst und verdreckt.
Ich habe dunkelroten Stoff genommen, der paßt besser zu der dunkelbraunen Skalenscheibe.


Auf der Skalenscheibe waren Spuren der Knöpfe, die schwer abgingen,
ich habe Stoffscheiben als Schoner unter alle Knöpfe untergelegt.


Warmes Wasser und gewöhnliche Seife (Duftnote: "Irischer Frühling") lassen die Front strahlen.


Fertig.
Auch die Spuren des Aufklebers habe ich mit dem Skalpell in mühsamer Arbeit abbekommen.
Leider hat das Furnier eine Schadstelle- wird noch gemacht.


Auch der Außenlack ist mit vieeeel Putzen wieder ansehnlich.
Eine Neulackierung steht aber irgendwann an, der Lack ist bereits von
Rissen überzogen, und verfärbt sich um die Risse.

 

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