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Restauration REMA 2001 (DDR, 1960)

Restauration REMA 2001 (DDR, 1960)

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Mai 2012:
Und wieder einen Dampfer restauriert, ein REMA 2001 der Stollberger Radioschmiede.
Keine besonderen Schwierigkeiten. Zwar viel Fummelarbeit, aber nichts, was uns vom Stuhl haut.

Als ich das Gerät anschleppte, dachte ich schon, der wäre für die Tonne... jede Menge Aufkleber auf Gehäuse und Lautsprecherstoff.
Aufgrund der miesen Lagerung (Container, bei dem Trödler, von dem ich einige Geräte beziehe) war jedoch der Klebstoff zerfallen, das Zeug ging ab.
Aber dafür waren, wie in solchen Fällen üblich, die Potis schwergängig, und die Messingnieten gebrochen.
Auch hatte der Vorbesitzer wie ein Held die Lautstärke- Poti- Achse über den Anschlag geknallt.
Dazu ein kleines Edi- Rezept für die Reparatur solch mißhandelter Potis.
Wie üblich- viele Waxis, und diese- diesmal sehr versteckt.
Immerhin alle erreichbar. Hebammenfinger sind vorteilhaft.

Erwähnenswert der Scheiben- Wellenschalter, eine Bauart, die in den Ende 30ern/ 40ern sehr verbreitet war. Nicht die beste Bauart, aber auch langlebig, die Kontakte mit dem Glaspinsel erreichbar, wenn auch etwas mühselig.

REMA 2001 hat nur 2 Stück 2Watt- Breitbänder LP2295 PBO, die sind oft in Kleineren Geräten verbaut worden, aber die haben im REMA 2001, zusammen mit ihrer EL84, einen Hammer- Klang !
Sehr schön: Bei Kurzwelle ist der UKW- Abstimmknopf als Kurzwellenlupe nutzbar !

Wie üblich bei Röhren- Großgeräten- sehr guter AM- Klang.

Fazit:
Ist ein Mittelsuper, aber Kleinigkeiten, wie Federn zum Entkratzen der Potiachsen, Kurzwellenlupe, und sehr gute Abstimmung der Endstufe machen das Gerät doch schon zu einem Oberklasse- Mittelsuper.



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Hier winken schon 2 Waxis mit der weißen Flagge.

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Der Drehko ist etwas versteckt unterm Chassis. Immerhin staubgeschützt.

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Die hintereinanderliegenden Scheiben des Wellenschalters. Die Kontakte sind mit dem
Glasfaserpinsel gut zum Reinigen erreichbar.

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UKW- Abstimm- Variometer

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Das ist mal was... eine verlaufene Skalenbeschriftung !
Immerhin ist sie fest !
Ist ein merkwürdiges Gefühl, da raufzusehen, wie man bei manchen optischen Täuschungen hat... alles gerade, und dazwischen die wellenförmigen Linien...
Eigentlich schon wieder was Besonderes....
Skale ist bestellt... ich kämpfe noch mit mir, ob ich nicht die "verbogene" drinlaß'...
:D

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Merkmal guter Entwicklung: Feder an der Potiachse, verhindert Kratzen, Brummen und Fremdeinstreuung.
Nach der Röhrenära... kaum noch anzutreffen.

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Kaputte Hohlnieten waren ein Schwachpunkt.

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Wie üblich: Schräubchen statt Niet.
Und den Gehäusedeckel verlötet (Lötpunkt oben), die Laschen des Deckels
brechen beim Zurückbiegen sofort. Also alle weg, Lötpunkt.

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Lautstärkesteller mit Klangsteller- Netzwerk. Natürlich Waxis.

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Die Achse drehte sich im Schleifer- Mitnehmer. Die Plastnase, die in die Achse eingreift,
war durch gewaltsames Überdrehen weggeknallt.
Also ein Schlitz mit Lötkolben ins Plast gesengt, und mit einem sehr kleinen
Schraubenzieher "nachbearbeitet".
Der Kopf des danebenliegenden Splints wird die Verbindung wiederherstellen.

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Hier die Achse dazu.
Nur der Splintkopf kommt zum Einsatz

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Läßt sich besser zusammensetzen: Rödeldraht hält das Poti erst mal zusammen, damit
man die Schrauben in Ruhe einfädeln kann.

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Schrauben dran, alle Kondis ersetzt, fertig zum Einbau

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Und drin isses.

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Extrem fummelig... eine Tastensatz- Feder hatte sich verabschiedet, nur in Teilen im Gerät drin.
Also mußte ich mir was einfallen lassen.
Rechts Original- links meine Feder.
Aus einer passenden Feder habe ich eine Windung herausgewickelt, und geformt.
Die Feder war etwas zu kurz, also mußte ich einen anderen Gegenhalt- Punkt suchen, aber der war da.

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Leider nicht zu erkennen... 2 Waxis holen sich ihren gemeinsamen Masseanschluß
in der Lücke zwischen den Tastensatz- Schiebern. Und zwar ganz unten. Da kam ich
nur mit einer superlangen Lötkolbenspitze ran. Und dann eine Chassis- Lasche, die die Wärme ableitet- toll !
Na ja, nach einer halben Stunde hatte ich es geschafft.

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Fertig. Nun strahlt er wieder.

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Eine Frage die gestellt wurde:
Wie verhindert eine Feder an der Potiachse das Kratzen usw.?

Röhren haben bekanntlich Dank hohem Eingangswiderstand eine leistungslose Steuerung, die Steuerung geschieht nur über Spannungen.
Dadurch sind Lautstärkepotis und Klangstellerpotis von Röhrengeräten im hohen Kilo- bis in den MOhm- Bereich dimensioniert,
üblich sind 500 K bis 5 MOhm !
So können die klangbeeinflussenden Kondensatoren auch mit kleinen Kapazitätswerten realisiert werden, so wird
oft die Zuschaltung der Bass- Frequenzen über Kondensatoren im Bereich einige weniger Nanofarad realisiert.

Dadurch sind Röhreneingänge oft hochempfindlich gegen kapazitive Einstreuungen, Leitungen
müssen oft aufwendig (a. R.) geschirmt werden. Kommt man bei sehr hochohmigen NF- Eingängen
mit Werkzeug oder Finger in die Nähe, ist dies schon als leichte Brummeinstreuung hörbar.

Und die Potiachsen befindet sich -in einem isolierenden Träger- in der Mitte des Poti- Schleifers,
und koppelt kapazitiv auf diesen !
Die Achse ist jedoch nun mal nicht ideal mit Masse verbunden, sondern hängt -isoliert durch einen dünnen
Fettfilm im Poti- Anschraub- Flansch-
... "in der Luft".

Der Fettfilm soll eine bestimmte Gängigkeit bewirken, nicht superleichtgängig, aber eben gerade fühlbarer
Widerstand, und diese Gängigkeit sollte über Jahre erhalten bleiben.

Kleinste Unterbrechungen des Fettfilms beim Drehen bringen Kontakt, der bein Weiterdrehen wieder abreißt, an anderer Stelle wieder aufgebaut wird... usw.
Das Ergebnis ist- eine Art Kratzen. Hört sich eher an, wie das Geräusch, welches entsteht, wenn man mit dem Ende
eines längeren Litzen- Drahtes- Ende über eine Chassis- Oberfläche streicht.

Auch möglich: Einstreuungen von Fremdspannungen, wenn der Bediener die Achse berührt, quasi als Antenne wirkt. Da die Achse ungünstigerweise durch die Fettschicht isoliert ist, leitet Sie alles, was der Körper des Bedieners auffängt, an den Potischleifer weiter- so kann man dann ggf. Rundfunksender oder Brummen hören.
Selbst eine kapazitive Kopplung von der Hand des Bedieners über einen isolierenden Skalenknopf auf die Achse,
von dieser kapazitiv auf den Schleifer, ist bei hohen Störfeldern in der Nähe des Gerätes und hohem Eingangswiderstand möglich.

Merkmal hochklassiger Geräte bzw. sorgfältiger Entwicklungsarbeit ist u. a. auch dieses kleine Detail-
eine Feder, die die Achse der Lautstärke- und Klang- Potis zwangsmäßig an Masse legt.

Bei Billiggeräten wurde auf dieses Detail oft verzichtet.

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Zwangsmassefeder REMA: REMA 2001

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Zwangsmassefeder Stern Radio Rochlitz: Stradivari

Bei einigen Geräten ist diese Feder versteckt, in bestimmten Poti- Bauformen ist sie innen,
z. B. in den Potis des Capri 6401 St ist es eine kleine, Triangel- förmige, dreieckige Feder in einer Nut der Potiachse, im Potigehäuse drinnen, zwischen Schleiferhalter und Anschraubflansch.

Ein weiteres Merkmal sorgfältiger Arbeit sind Potis mit großen Widerstandsbahnen und großen Kohlepimpeln -teilweise Tablettengröße- auf einer Schleiferfeder.
Kratzen kennen diese Konstruktionen oft nach 60 Jahren -und mehr- noch nicht !


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Poti Stern Radio Rochlitz: Beethoven II

Auch bei einigen Transistor- Geräten wäre eine Zwangsmasse- Feder angebracht gewesen::
Mit dem Aufkommen verchromter Bedienknöpfe, die eine galvanisch aufgebrachte, leitfähige Oberfläche haben, war es im Werkstatt- Alltag manchmal nötig, Potiachsen mit einer Federkonstruktion zu versehen.
Ich erinnere mich an solche Probleme bei denn DDR- Koffergeräten "Stern Elite" und "Stern Recorder R160", die anfangs reine Plast- Bedienknöpfe hatten, und irgendwann die schicken Chrom- Knöpfe bekamen. Damals gab es noch starke Mittelwellensender, die beim Berühren der Chromknöpfe "einschlugen".
Ich nahm Skalenseil- Spiralfedern... eine Öse um die Potiachse (die war bei den Geräten schon dünn), die andere Öse am nächsterreichberen Massepunkt angeschraubt/ eingehängt- je nach Möglichkeit.

Gleiches gilt übrigens auch für Drehkos !
Gute Drehkos haben auch eine kontaktsichere Zwangsmasse- Feder.
Bekannt die Spiralfeder an Volksempfänger- Drehkos, manchmal Kupferlitzen- keine Schleifkontaktverbindung, sondern eine Fest- Verbindung, die beste Lösung, bis die Feder oder der Draht eines Tages bricht,
...aber auch lange, massive Stahl- oder Bronze- Federn, die mit hoher Federkraft und großen Kontaktflächen den Drehko- Rotor
zuverlässig an Masse legen- in der Transistortechnik sind dies meist nur noch winzige Federn mit kleinsten Kontaktpunkten, die oft der Pflege mit Kontaktmitteln bedürfen, z. B. in DDR- Drehkos der Transistor- Ära, mit Kupferpaste.
Auch beim Durchdrehen von Drehkos mit schlechten Masseverbindung des Rotors gibt es ein Geräusch beim Drehen, ähnlich wie bei Plattenberührung, wenn die Platten verbogen sind.

Für eine sorgfältige Restauration sind auch die Zwangsmasse- Federn von Potis und Drehkos auf Verkeimen und Oxydation zu überprüfen, ggf. zu reinigen, neuere Ausführungen ggf. mit Kontaktmitteln zu versehen..

Edi

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