Forschungsprojekt Modulation von Sendern der Vor- Röhrenzeit
Ist es möglich, Sender der Vor- Röhrenzeit mit Sprachmodulation zu betreiben ? Ich las in einer alten Zeitschrift, daß amerikanische Funkamateure um 1914 Sprache senden konnten. Da erhebt sich die Frage: WIE ?
Röhrensender kann man bestens modulieren, klar. Aber 1914 gab es vielleicht Röhren, die waren doch aber für Amateure kaum erschwinglich. Bis dahin verendete man Funkensender, Löschfunkensender und Lichtbogensender.
Den Lichtbogensender mödulierte man einfach mit einem Kohlemikrofon in der Leitung vom Senderausgang zur Antenne. Das machte man auch mit den ersten Röhrensendern.
Übrigens habe ich das als Kind auch mal probiert- erfolgreich. Ein "Volksempfänger VE301" diente als Sender, die Modulation besorgte ein Telefon- Kohlemikrofon.
Genauso ist es beim Lichtbogensender. Da dieser Sender mit erheblichen Leistungen -einige hundert Watt- senden konnte, mußte man sehr große Mikrofone verwenden, die dann aber dunmpf klangen- man behalf sich darum mit der Parallelschaltung vieler Einzelmikrofone.
Lichtbogensender nach Poulsen, mit mehreren Mikrofonen (Quelle: Goldsmith "Radio telephoiny", 1918)
Und so sah eine Sende-/ Empfangsstation nach Poulsen aus (Quelle: Goldsmith "Radio telephoiny", 1918)
Funktion
Die Funkensender arbeiteten mit gedämpften Schwingungen. Lange hieß es, daß damit keine Modulation möglich sei.
Gedämpfte Schwingung eines Funkensenders an verschiedenen Meßpunkten ders Senders, bemerkenswert: schon vor 1ß00 Jahren waren die Schwingungsformen bekannt (Rein, "!Radiotelegraphoisches Praktikum, 1921).
Ungedämpfte Schwingung eines Lichtbogensenders (Rein, "!Radiotelegraphoisches Praktikum, 1921).
Wenn durch hohe Güte die Dauer der gedämpften Schwingung verlängert werden kann, wäre es m. E. möglich e´mit hoher Unterbrecherfrequenz und Schwingkreisen hoher Güte eine FAST ungedämpfte Schwingung zu erzeugen. M. E. kann man dies durch weitere abgestimmte Kreise -"Schwungradkreise"- noch verbessern.
Nach Goldsmith "Radio telephoiny", 1918, schaffte der Funkpionier Reginald Fessenden um 1900 bereits eine Funkenfolge von 10000 Funken/ Sekunde, womit Modulatgioon möglich war. 1903 erreichte er dann mit einem speziellen Unterbrecher, einer rotierenden Funkenstrecke ("rorary gap") mit Platin- Iridium- Elektroden, eine Funkenfolge von 20000 Funken/ Sekunde, mit guter Modulation. Ernst Ruhmer benutzte über wassergekühlte Rollen rotierende Drähte als Funkenstrecke.
Re: Forschungsprojekt Modulation von Sendern der Vor- Röhrenzeit
Bei Recherchen fand ich mehrere Sender, die offensichtlich KEINE LICHTBOGENSENDER sind, sondern Funkensender, die mit hoher Funkenfrequenz durch spezielle Unterbrecher auf der Primärseite, und/ oder einer rotierenden Funkenstrecke auf der Sekundärseite arbeiten.
Aufbau des Senders (Quelle: Goldsmith "Radio telephony", 1918) Der Aufbau wird überall als Lichtbogensender beschrieben, die Beschreibung der Schaltung entspricht jedoch einem Löschfunkensender ! Es werden aber, wie beim Lichtbogensender, Kohlelektroden verwendet, und diese befinden sich in einem wassergekühlten Kupferrohr.
Re: Forschungsprojekt Modulation von Sendern der Vor- Röhrenzeit
Ja, es geht. Möglicherweise sogar noch einfacher.
Und wenn wir die Schwingung des ganz alten Funkensenders von Marconi untersuchen, werden wir das hier bekommen:
Die klassische extrem gedämpfte Schwingung, mit Marconis ursprünglichem Sender angeblich nicht zu verbessern, schreibt jedes Lehrbuch. Falls das überhaupt noch gezeigt wird ...
Lustigerweise ist diese Welle aber doch noch nicht das Ende der Geschichte. Denn solche Sender haben damals üblicherweise im Primärkreis mit einer Frequenz von 12 bis vielleicht 30 Hertz senden können. Der Unterbrecher von Wagner gibt halt nicht mehr her ... Die besseren Unterbrecher lieferten höhere Frequenzen im Primärkreis. Und wenn man die Sendeleistung durch mehr Strom verbessern wollte, mußte ein Quecksilberunterbrecher dran, denn nur der konnte damals die Schweißerscheinungen im Primärkreis wirksam verhindern.
Nur, schickt man einige Ampére durch ein Gläschen Quecksilber dann fängt das Hg dummerweise an zu kochen, diese Dämpfe aber sind gar nicht lustig.
Also lassen wir das mit dem Quecksilber und versuchen, die Frequenz im Primärkreis durch weniger giftige Methoden zu steigern.
Der mechanische Unterbrecher läßt sich durch verschiedene Einstellungen auf bis zu ca. 700 Hz bringen, das ist noch nicht einmal wirklich toll, ergibt aber bereits diese Schwingung:
Und an dieser Stelle sollten wir uns über andere Methoden der Unterbrechung im Primärkreis des Funkeninduktors Gedanken machen.
Viele Grüße
Michael Conder _______________________ Will unsre Zeit mich bestreiten, ich laß es ruhig geschehn. Ich komme aus anderen Zeiten und hoffe, in andre zu gehn. ( Franz Grillparzer )
Re: Forschungsprojekt Modulation von Sendern der Vor- Röhrenzeit
Da keine genauen Angaben bekannt sind, welche Konstruktionen z. B. im Sende von Fessenden verwendet wurden, ist es auch hier Neuland. Ich gehe von mechanischen Konstruktionen aus, z. B. Unterbrecher wie im Auto, auf einer Nockenwelle mit mehreren Unterbrechern und Nocken wäre möglich, aber auch die Quecksilber- Unterbrecher. In den Beschreibungen dieser Konstruktionen steht aber rein gar nichts davon, daß der Stromfluß das Hg zum Kochen bracte ! Zudem wurde über dem Hg eine schicht Petroleum aufgegossen.
Ich gehe davon aus, daß eine vernünftige Konstruktion eines Hg- Unterbrechers machbar ist. Ich habe genug Hg, werde dazu Versuche machen.
Eine weitere, und nach den Beschreibungen kombiniert zum Unterbrecher verwendete Möglichkeit, ist die sekundärseitige Löschfunkenstrecke oder die rotierende Funkenstrecke.
Alles das sind aber mechanische Konstruktionen, die manchmal sogar von Funkamateuren "auf dem Küchentisch" gebaut wurden- Respekt ! Da ist seitdem viel Wissen und Können verlorengegangen.