Das erste Transistor- Radio und Teiltransistor- Fernseher

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Das erste Voll- Transistor- Radio, der erste Teiltransistor- und Volltransistor- Fernseher


Dieses Thema ist durch die Recherchen zu meinem Special "Transistoren der ersten Generation" entstanden, und es ist absolut wert, als Hauptthema hier zu stehen.

Der Grund: Das erste Voll- Transistor- Radio wurde nachweislich 1948 gebaut und vorgeführt, aber es war bis heute (26.1.2018) vergessen !

Mit freundlicher Genehmigung der Bell Labs,  USA, (heute Teil von NOKIA) für die Veröffentlichung der historischen Fotos, und mit freundlicher Unterstützung des Firmen- Archivars, Mr. Ed Eckert, kann ich dieses Gerät heute, 70 Jahre danach, vorstellen.

Ich bedanke mich für die Unterstützung- so konnten wir ein Stück Technik- Geschichte wiederentdecken, und altes Wissen erhalten !


Erste Erwähnung der Geräte


Bell Labs hatte die Erfindung am 30. Juni 1948 offiziell angekündigt (und ein "Transistorradio" demonstriert), hier die Meldung in der New York Times, die die Nachrichten in ihrem Entertainment-orientierten Abschnitt "The News of Radio" veröffentlicht, die Ausgabe ist 1. Juli 1948 (S.46, siehe blau umrissenen Abschnitt).

Leider wird nur mit einem einzigen Satz erwähnt, daß ein Radio vorgeführt wurde:
"Das Bauteil (der Transistor, Edi) wurde in einem Radio demonstriert, welcher keine der üblichen Röhren enthielt."



Während während des Projekts viele Wissenschaftler und Ingenieure an der Arbeit beteiligt waren, wurden wichtige Untersuchungen, die den Transistor in die Realität brachten, von John Bardeen und Walter H. Brattain durchgeführt. Das allgemeine Forschungsprogramm, das zu dem Transistor führte, wurde von William Shockley initiiert und geleitet. Alle drei gehören zur Gruppe der Festkörperphysik.
Vor einer Demonstration an die Presse wurde der Transistor von Ralph Bown an Führungskräfte von A T & T, Western Electric und den New Yorker und New Jersey-Firmen vorgestellt. Mitglieder unserer eigenen Führungskräfte fungierten als Gastgeber. In Anbetracht der Tatsache, dass der Transistor die erste echte Herausforderung für die Vakuumröhre darstellte, erklärte Dr. Bown in seinem 40-Jahre-Jubiläum dessen Namen als einen Hinweis auf die Übertragung von Signalen durch einen steuerbaren Widerstand. Bei seiner ersten Demonstration sprach er über ein Telefonhörer mit einzelnen Empfängern, die von den Zuschauern benutzt wurden, um einen Transistor-Verstärker einzufügen und zu entfernen. Als nächstes zeigte er auf einem Oszilloskop eine Wellenform mit und ohne Transistorverstärkung. Dann brachte er dem Publikum einen Audio-Frequenz-Oszillator mit Transistoren zu Gehör, der mit einem kleinen Lautsprecher in einem transparenten Plastikgehäuse zusammengebaut wurde. Diese Demonstration zeigte, dass beim Transistor kein Aufwärmen wie bei Vakuumröhren Zeit benötigt wurde.
Ein Fernsehempfänger wurde eingerichtet, um ein lokales Programm vorzuführen. In seiner Videoschaltung war ein Abschwächer; Dr. Bown fügte genügend Verlust ein, um das Bild verschwinden zu lassen zu machen. Dann brach er den Stromkreis und stöpselte einen zweistufigen Transistor-Verstärker ein, der vollständig in einer Box untergebracht war, die nur wenige Zentimeter entfernt war. Sofort wurde das Bild wieder auf seine ursprüngliche Helligkeit gebracht.

Um die mögliche Rolle des Transistors beim Radioempfang zu unterstreichen, zeigte Dr. Bown einen populären tragbaren Empfänger, dessen Vakuumröhren vollständig durch Transistoren ersetzt wurden. Der Empfang war ausgezeichnet.

Ein Superheterodyn-Typ eines Radioempfängers für eine größere Ausgangsleistung wurde ebenfalls gezeigt; seine letzte Stufe hatte zwei Transistoren im Gegentakt, und die Lautstärke von der Lautsprecherbox war reichlich.


Bei der Demonstration beschrieb Ralph Bown den Transistor mit dem 100- zu- 1- Riesenmodell auf der Bühne.
In dem Transistor sind zwei Punktkontakte des "Katzenhaar"- oder Detektortyps, die Funkamateuren so bekannt sind, auf dem Halbleiter dargestellt, die nur zwei tausendstel Inch voneinander entfernt sind. Die an einen dieser Kontakte abgegebene Eingangsleistung wird mindestens 100-fach verstärkt und an den anderen Anschluß übertragen, wo sie an eine Ausgangsschaltung geliefert wird. Der Transistor wird durch Spannungsversorgungen wie z. Batterien, versorgt, die Vorspannungen an die zwei Punkte legen. Die im Transistor tatsächlich verbrauchte Energie ist weniger als ein Zehntel derer, die von einer gewöhnlichen Taschenlampe verwendet wird.
Der Verstärkungsprozess kann in Bezug auf die Entdeckung von Dr. Bardeen und Dr. Brattain so verstanden werden, dass der Eingangspunkt von einem "Interaktionsbereich" umgeben ist. Innerhalb dieses Bereichs wird die elektronische Struktur des Halbleiters durch den Eingangsstrom modifiziert. Wenn nun der Ausgangspunkt durch seinen Bereich platziert wird, kann der Ausgangsstrom durch den Eingangsstrom gesteuert werden

August 1948- Die Beschreibung im Bell- Labs eigenen Journal "Bell Labs Records", Ausgabe August 1948. Übersetzung: Google Translate/ Edi, Radio- relevater Teil hervorgehoben.


Auch die "Wireless World", Ausgabe Oktober 1948, berichtete über Transistor- Geräte.


Hier die Meldung in der Zeitschrift "Funk- Technik", Dezember 1048, das Schaltbild dazu ist weiter unten.

Und das ist es: Das erste Radio mit Spitzentransistoren- ein aufwendiger Superhet !



Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill

Das erste Voll- Transistor- Radio, gebaut 1948, ein aufwendiger 10- Kreis Großsuper mit 2 Vorstufen, Gegentakt- Endstufe und immerhin 11 (!) Spitzentransistoren ! (Schaltung weiter unten)
Das Gerät entspricht -siehe Text- einem 10- Röhren-
Super- schon lange vorher wurde gelegentlich eine Gegentakt- Endstufe als 1 Röhre gezählt.

 


30.Juni 1948: Ralph Bown präsentiert einen Spitzentransistor als Riesen- Modell
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill


Die Bühne, auf der die Vorführung stattfand
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill


Die Geräte auf der Bühne, Detailvergrößerung
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill

 
Austellungsraum mit den Radio
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill

Heute verblüffend, daß man dem Radio offensichtlich wenig Aufmerksamkeit schenkte, und daß man das Radio, ein millionenfach verwendeter Gegenstand, bis heute "vergaß" !
Die Erklärung ist einfach:
Bell Labs war kein Radiohersteller, sondern eine Telefon- Firma.
Die Produktionspalette umfaßte Telefon- Endgeräte, Bildübertragungsgeräte, Vermittlungsanlagen jeder Größe, sowie die Verstärkertechnik dazu.

Das Transistorradio war quasi ein "Abfallprodukt" der Möglichkeiten, die der Transistor eröffnete.

Ebenfalls von der Präsentation 1948:
Hier wird das Radio zusammen mit einem Telefon- Verstärker präsentiert.
Der Verstärker ist die Plexiglas- Box auf dem Radio, links ist nur eine Lausprecher- Box.
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill


Das Transistor- Radio, Detailvergrößerung.
Auf der Skale ist das Woirt: "Broadcast Band" zu erkennen (die alte Bezeichnung für Mittelwelle)
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill, Detailvergrößerung: Edi

Das ist der Stromlaufplan, veröffentlicht in der Zeitschrift "Funk- Technik" 24/1948.

Textteil dazu:
"
Bei der erstmaligen Vorführung dieses Transistors wurde ein normaler 10-Röhren-Superhet gezeigt, in dem sämtliche Röhren durch die Halbleiter-Trioden ersetzt waren. In Abb. 5 ist die Schaltung eines solchen „röhrenlosen" Gerätes skizziert. "

In den Eingangsstufen kann man 7 Drehkondensatoren zählen, die ja gemeinsam abgestimmt werden müßten- möglicherweise ist die Darstellung der vielen Drehkondensatoren  nur eine Prinzipdarstellung.
Früher wurden oft 2 aktive Bauelemente einer Stufe als 1 Bauelement gezählt- hier vielleicht die 2 Gegentakt- Transistoren mit 1 Röhre gegengerechnet, also 10 Röhren = 11 Transistoren.

Ein Mitarbeiter der Bell Labs schrieb mir, daß man 1948 ein Demonstrationsgerät vorgestellt hatte, in welchem man "bei einem Röhrensuper die Röhren durch Transistoren ersetzt hatte". Auch in der "FT" und in den Bell Labs records" wurde das so beschrieben, d. h. daß man eine Röhrenschaltung um- modifiziert hatte.

Laut der Bell- eigenen Veröffentlichung handelt es sich um ein tragbares Radio- betont wurde: kein Superhet, vermutlich ein Geradeausempfänger, nach dem Rückkopplungs- oder Reflexprinzip, der gut in tragbarer Größe gebaut werden konnte.

Jedoch wurde ein Superhet mit Gegentakt- Endstufe in der "FT" und in den "Bell Labs Records" beschrieben.

DAS ist dann der Empfänger, dessen Prinzipschaltplan die "FT" veröffentlichte.
Auf den ersten Blick zu erkennen: Dies muß ein echter Hochleistungsempfänger gewesen sein !
Das impliziert ja eine dem Röhrensuperhet sehr ähnliche Konstruktion, und tatsächlich läßt auch das Prinzipschaltbild darauf schließen.
Auch wenn der Hintergrund die sehr geringe Verstärkung der ersten, in Basisschaltung, ohne negative Basisvorspannung, also in "Dynatron"- Schaltung betriebenen Spitzentransistoren war: ZWEI (!) Hochfrequenz- Vorstufen dürften eine enorme Trennschärfe bringen.
2 Vorstufen mit 5 abgestimmten Kreisen, eine Oszillatorstufe mit 2 abgestimmten Kreisen, 3 ZF- Stufen mit 4 zweikreisigen Bandfiltern, sowie eine NF mit Gegentakt- Endstufe- das sind auf jeden Fall alles Merkmale eines Großsupers !

Es handelt sich also um einen AM- Großsuper mit 2 Vorstufen und sage und schreibe 15 Kreisen !

So aufwendige Superhets waren in der gesamten Röhren- und Transistor- Ära  extrem selten !

Einen so aufwendigen Superhet hat man dann jahrzehntelang nicht mehr gebaut !

Bis jetzt gab es kein Bild dieses Demonstrations- Empfängers !

Möglicherweise ist auch dieses Gerät ursprünglich eine normale, röhrenbestückte Ausführung, die auf Transistoren umgebaut wurde- das ist ja durchaus machbar, Spulensätze und Filter sind sicher auch mit Transistoren verwendbar, es spart Entwicklungskosten, man mußte für ein einzelnes Demomodell "das Fahrrad nicht zum zweiten Male erfinden".
Die Bezeichnungs- Karte auf dem Gerät (1. Bild, oben) zeigt, daß es sich um das beschriebene Transistor- Demogerät handelt.



Das andere Gerät, welches zusammen mit dem Radio vorgestellt wurde: Ein Telefon- Verstärker, hier präsentiert es einer der Erfinder des Transistors, Walter Bardeen, persönlich.
(Dies ist eine spätere Fotografie)


Von dem Telefon- Verstärker gibt es ein Farbfoto.
(Dies ist eine spätere Fotografie)

Vorstellung eines Teiltransistorisierten Fernsehers 1948

Und auch ein Fernseher wurde 1948 vorgestellt, ein üblicher RCA Viktor 630-TS, wie auf dem Veranstaltungs- Foto zu sehen (3. Bild).
Hier wurde das Röhrengerät für die Vorführung präpariert.
Logisch, daß die ersten Transistoren noch nicht hochleistungsfähig waren, so begnügte man sich damit, eine Röhren- Baugruppen in einen externen Kasten zu verfrachten, die gleiche Baugruppe mit Transistoren
in einem kleineren Kasten zu bauen, und für die Vorführung umzustecken.


RCA Viktor 630-TS, hier mit einem abgesetzten Kasten, der einige der originalen röhrenbestückte Baugruppen enthält.
Foto: Archiv Bell Labs, Murray Hill


Das ist der RCA 630-TS original.

 
Hier der Kasten mit der röhrenbestückten Videoverstärker- Baugruppen
 


Bei der Vorführung wurde die große Röhren- Baugruppe gegen eine viel kleinere Transistor- Baugruppe ausgetauscht.

 

Nun funktioniert der Fernseher mit der Transistor- Baugruppe.

 Die vorstehenden 4 Bilder der Fernseher- Vorführung sind Screenshots aus dem Video der AT&T Archives Telephone Screen Review #5

Auf der Bühne ist der Fernseher mit genau dieser Transistor- Baugruppe zu erkennen, das Radio ist auf diesem Foto leider noch von einem Stofftuch verdeckt.

Ich denke, man kann guten Gewissens feststellen, daß die Erfinder des Transistors ihrer Zeit voraus waren.

Aber absolut phänomenal ist- Die gezeigten Demonstrationsgeräte waren bereits klein, sie waren vorführbar, und es waren keine Einfachst- Gerätschaften, sondern bereits durchentwickelte, richtig anwendbare Alltags- Geräte, die uns heute absolut selbstverständlich sind.

Diese Demonstrationsgeräte funktionierten schon lange, bevor Radios, Fernseher und Telefon- Zubehör mit Transistoren in Serienproduktion gebaut werden konnten, einige Zeit wurde es ruhig um die Transistortechnik, und die Ausgereiftheit und Qualität der ersten Geräte wurde erst über 10 Jahre später erreicht.

Vorstellung eines volltransistorisierten Fernsehers, 1952


Dieses abgebildete Demo- Fernsehgerät ist das erste Volltransistor- Fernsehgerät , mit immerhin schon 37 Transistoren und 5 Dioden, sowie ein Selengleichrichter, gebaut 1952 von Radio Corporation of America (RCA). Es ist batteriebetrieben oder am Netz betreibbar! Die Leistungsaufnahme beträgt nur 13 Watt, 3,6 Watt davon die Heizung der Bildröhre !

Hier kamen Unijunktionstransistoren zum Einsatz, de mit den Spitzentransistoren noch sehr viel gemeinsam haben, etwa die negative Widerstands- Kennlinie. Auch diese Transistoren waren schnell veraltet, und wurden nicht mehr verwendet.
Für die Horizontalstufen kamen spezielle Unijunktionstransistren zur Anwendung.

Das Gerät enthält eine wie ein Rollbandmaß ausrollbare Antenne.

Links wieder ein durchsichtiges Vorführmodell eines kleineren Kofferradios, so wie wir es kennen, kastenförmig, die Größe stimmt etwa, und es hat den typischen Henkel.

Quelle: https://sites.google.com/site/transistorhistory/Home/us-semiconductor-manufacturers/rca-history


Draufsicht, hochkant gestellt
https://sites.google.com/site/transistorhistory2/rca-supplementary-data

Draufsicht hochkant
Quelle: https://sites.google.com/site/transistorhistory2/rca-supplementary-data

Im Vergleich zum Schreibblatt (vermutlich in etwa unserem A4) ist zu sehen: Beide Geräte sind schon 1952 hervorragend klein (der Fernseher immerhin 7 x 12 x 13 Zoll)
Koffergeräte wurden noch bis in die 70er Jahre in diesen Größen gebaut.

Auch hier ist zu sehen, daß die Entwickler dieser Geräte ihrer Zeit weit voraus waren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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