Restauration Oszilloskop EO213 von 1982
(Fotoserie unten)
Zweistrahl- Oszillograph "EO213" von serute.
Interessant ist hierbei ein defektes Bauteil, mit einem Fehler, den ich so noch nicht kennengelernt habe.
Nämlich einen Einstellwiderstand, der komplett hochohmig wurde, und seine Werte -auch im ausgebauten Zustand- tageszeitabhängig verändert.
Der Steller sitzt in der Vertikal- Ablenkschaltung, welche symmetrische Gleichspannungsverstärker, Impedanzwandler und eine symmetrische Kaskode- Endstufe verwendet.
Bei Messungen trat gelegentlich eine Begrenzung auf, so daß nicht sicher war, ob das gemessene Signal verzerrt ist, oder der Oszi das produziert.
Vor einigen Tagen war die Begrenzung dann einigermaßen konstant bei 14 Teilstrichen, und die Darstellung auch unscharf, die Höhe wackelte auch noch um 1-2 mm- damit kann man dann natürlich nicht mehr arbeiten.
Unterhalb der Begrenzung wurden Signalformen korrekt dargestellt.
EInen zweiten Oszi habe ich im Moment nicht, also... Reparatur "zu Fuß", per Messen der Gleichspannungen.
Gestaltet sich schwierig, weil etliche Meßpunkte schwer, manche im Betrieb gar nicht zugänglich sind. Eine sehr lange, dünne Meßspitze, war da sehr hilfreich, die Spitze darf nur max. 1mm aus dem Isolierröhrchen herausschauen, damit man keine Kurzschlüsse zaubert !
Der einzige Steller in der Vertikal- Baugruppe ist einer, der als zuständig für die Ablenkplatten- Spannung beschrieben wird, er ist die gemeinsame Emitterleitung nach Masse, an den erster Kaskode- Transistoren.
Der reagierte, jedoch konnte ich die Begrenzung nicht ändern. Leider sind dort keine Spannungswerte im Schaltplan angegeben.
Die getrennten Vorverstärker A/ B- Kanal brauchte ich nicht prüfen, weil beide Kanäle begrenzt wurden, der Fehler kann also nur in den gemeinsamen Folgestufen zu finden sein.
Die gemessenen Spannungen entsprachen in Verstärker- und Impedanzstufe genau den Schaltplan- Werten. Sehr gut !
Nur die Endstufen- Spannungen waren zu hoch- die Plattenspannung je 160 -185 V statt 122 V.
Und leider die Ablenkspannung vom Netzteil auch 152 V statt 135 V- und die kommt direkt von Gleichrichter- Siebkette- keine geregelte Spannung.
Ich messe mit einem sehr hochohmigen Meßgerät, 4 Gigaohm- Eingangswiderstand, eine Vergleichsmessung mit einem Drehspulmeßwerk brachte nur 3 V Unterschied.
Nun könnte die Last die Spannung noch einbrechen lassen, aber es gibt keine Angaben dazu in den Unterlagen.
2 Widerstände in der Kaskode- Endstufe, Kollektorleitung erster Kaskode- Transi, hatten eine gesunde Bräune- da waren 0,1 Watt drin, obwohl der Schaltplan 0,3 W vorschrieb !
Die Widerlinge waren original so drin.
OK, Tausch gegen größere Typen.
Das war es aber nicht.
Unwahrscheinlich, aber vorsichtshalber habe ich die Tarnsis geprüft- "Diodenprüfung" und Kennlinienschreiber- alle 4 Transis ok.
Auch die Z- Dioden zur Aufstockung der Ablenkspannung waren ok, ebenfalls die Z- Dioden für das Basispotential der dickeren Kaskodetransis.
Um die maximal mögliche Ablenkspannung an den Röhrenplatten zu bekommen, habe ich dann den Stellwiderstand überbrückt.
Wow- volle Bildhöhe !
Die ließ sich aber mit dem Einstellen am Steller gar nicht erreichen !
Also raus mit dem Widerling.
Und- tatsächlich ist der Steller 240 Ohm in Wirklichkeit Anfang/ Ende der Schleifbahn... 600 Ohm !
Und der Schleifer zeigt sogar 1 KOhm !
Könnte eine schlechte Kontaktierung der Schleifbahn- Enden sein- ist es aber nicht !
Erstes Viertel- 60 Ohm. Mitte 350 Ohm. Dreiviertel 500 Ohm.
Umgekehrt ähnlich.
Ein großer Teil der Schleifbahn selbst ist also selbst komplett hochohmig.
Die Meßwerte am Schleifer folgen dem.
Und das bei einem Stellwiderstand, an dem ja seit Jahrzehnten niemand gedreht hat, eine mechanische Beschädingung ist es also nicht..
Die Widerstandswerte des Stellers sind nicht konstant, sie schwanken zwischen etwa 300 Ohm bis etwa 1 KOhm.
Jedesmal, wenn ich messe, sehe ich andere Werte. Morgens höhere Werte, abends niedrigere.
Könne man "TAW" nennen- "Tageszeit- abhängiger Widerstand", oder neudeutsch "DDR"- "daytime depended resistor", das paßt ja zum DDR- Gerät.
:-)
Diesen Fehler kenne ich jedoch- typisch für einige Bauformen von Widerständen der 50er und 60er Jahre, der bekannte "Kappenfehler", aber auch bei Kohlemassewiderständen- ich vermute, daß sich der Kohlenstoff "umstrukturiert", vielleicht auch chemische Veränderungen der Kontaktierung im Widerstandsmaterial.
Die Tageszeitabhängigkeit könnte an der Aufnahme der Luftfeuchtigkeit durch die Kohleschicht liegen. Die Werkstatt habe ich bisher nicht beheizt, und die Luftfeuchtigkeit ist hier auf dem Lande sehr hoch.
Der Stellwiderstand sieht eigentlich gut aus, keramisches Trägermaterial, Güteklasse 1, es sieht aus, als ob man der Kontaktierung an den Enden mit aufgepinselter Kohleschicht "nachgeholfen" hat- der Fehler liegt aber eben nicht an den Enden- Kontaktierungen, sondern direkt an der Widerstandsschicht, optisch ist überhaupt nichts auszumachen.
Nach dem Austausch des Stellers ist auch die Bildschärfe einwandfrei- die Belastung der ungeregelten Netzteil- Stufen durch die Bildendstufen hat Einfluß auf die Astigmatismus- Einstellung (Leuchtfleck- Form).
Ich habe eine Weile gebraucht, den Fehler zu finden, weil doch etliche Spannungswerte, die hilfreich gewesen wären, nicht im Schaltplan eingezeichnet sind, auch wären Spannungsbereiche an einigen Meßpunkten möglich, weil man dann konkrete Werte bei verschiedenen Vorgängen hätte, Linie oben, Mitte, unten, usw. Auch gibt es zwar Meßpunkte/ Lötösen, die aber auch sher schlecht erreichbar sind, und es gibt in der normalen Unterlage keine Leiterseiten- Zeichnungen.
Ich habe die gemessenen Werte hier in Ausschnitten dargestellt, die Meßwerte gelten für Linie auf Skalenteilungsmitte, und gelten natürlich für die etwas höhere Versorgungsspannung. Dazu noch die Werte für X- Linie voll oben/ voll unten, sowie Delta U- da sind die Linien außerhalb des Sichtfeldes.
Der hochohmige Steller bewirkte also in ersten Transi der Kaskode eine starke Gegenkopplung, welche die Verstärkung der Endstufe verringerte, und damit auch den Einfluß der Y- Verschiebe- Steller, die zwischen erster und zweiter Meßverstärkerstufe wirken, verringerte, so daß die Linien auch nur einen geringen Verschiebereich hatten.
Der Oszi funktioniert, nur die Kreisschalter ("FEBANA- Schalter")
für die X- und Y- Bereiche sind bekannt anfällig für Kontaktstörungen- chemische Kontaktmittel bringen nur eine begrenzte Zeit Abhilfe.
Diese Oszis werden um die 50 Eu gehandelt, als kleines, leichtes Servicegerät ist EO213 gut brauchbar.
Wenn jemand diesen Oszi hat- ich habe die Unterlagen- Zeichnungen in sehr guter Qualität aus Scans erarbeitet, einige Zeichnungen habe ich vergrößert, die Original- Unterlagen sind klein, aber präzise gedruckt, die Scans im Internet sind meist pixelig herunterkomprimiert, das erschwert das Arbeiten.
Fotoserie
Sinus- Kleinsignal- Begrenzung oben und unten
Sinus- Kleinsignal unterhalb Begrenzung
Sinus- Großsignal- Begrenzung
Linienverschiebung nach oben, höher geht nicht
Linienverschiebung nach unten, tiefer geht nicht
Der defekte Stellwiderstand
Detailvergrößerung
Der defekte Stellwiderstand, hinten
Schleifbahn- Widerstand an den Enden: 500 Ohm
Schleifer am Endpunkt: 600 Ohm
Schlefer bei 3/4 der Bahn: 400 Ohm
Schleifer auf Bahnmitte: 350 Ohm
Sinus nach Reparatur
Verschiebung des Sinus nach oben ok
Verschiebung des Sinus nach untben ok
Dreieck- Darstellung ok
Schaltplan- Ausschnitt Y- Kassette m it Meßwerten.
Rot: Defektzustand, Grün: Nach Reparatur
Schaltplan- Ausschnitt Endstufe mit Meßwerten
Rot: Defektzustand, Grün: Nach Reparatur
Emitterwiderstände der 1. Kaskodetransistoren, braun angelaufen, gehen noch, ich habe sie prophylaktisch getauscht.
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Elkos der 270 V- Spannungsversorgung
Die Elko- Dichtungen sind porös gewordenHochspannungsgleichrichter, Selendioden, hochohmig geworden- wenn man die Helligkeit aufdreht, wird das Bild größer und unscharf.
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