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Restauration Boxen RFZ Z 228

Lautsprecherboxen Z 228 von RFZ Berlin:
Seltene Diamanten- und mißbraucht- Studio- Lautsprecherboxen als Propagandabrüller... !


Diese Boxen, etwa 1,20 m hoch, etwa 70 Kg schwer und äußerlich nicht besonders attraktiv- haben eine eigene Geschichte.

Diese Boxen bestehen aus GFP (Glasfaser- Polyester, wie Boote)- und sind nahezu unzerstörbar !
Der Versuch- in die Lautsprecher zu treten... könnte beim Doktor enden- die Chassis werden durch Glasfiberstäbe geschützt !


Und- diese Geräte wurden gekrant, darum eine Hakenöse oben dran!
So manche wurde mal gerempelt- außer der Außenfarbe- kaum Schäden, lediglich der Bundsteg in der Mitte ließ manchmal Federn.

Und jetzt kommts: Diese Dinger mußten Krach bei Aufmärschen und politischen Veranstaltungen machen ! Zu dem Behufe- wurden sie an Laternen geschraubt (an einem massiven U- Bügel geschraubt, der vorher angebracht wurde, seitlich sind die Gewindeplatten zu sehen. Ebenfalls wurde eine Kranhaken- Öse moniert.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie in den 60ern die grünen Lautsprecherboxen in Berlin am 1 Mai und anderen Feiertagen in der Karl- Marx- Allee an die Laternen gehängt wurden.


Kaum zu glauben: Es sind tatsächlich richtig gute Boxen, die ursprünglich zur Innenbeschallung gedacht waren- manche haben noch die Verschraubungslöcher und Anschraubspuren eines Metall- Standfußes.

Die Boxen sind, meinen Informationen nach, in den der 60ern, ursprünglich als (mobile) Abhörboxen  gebaut worden sein- für den harten Einsatz wureden sie aber mit verstärkten Materialien konstruiert.
Noch erkennbar, standen sie auch auf entsprechenden Drehgestellen, ähnlich denen für Sessel.
Die Gewinde- Bohrungen dafür sind noch da, und die Spuren des Anschraub- Kreuzes.

Merkwürdige Materialwahl, ja. Aber immerhin aufwendig gebaut, und -wie beschrieben-.fest wie ein Felsen.

Schaltung und Verdrahtung ist vorhanden, habe ich selbst ermittelt.

Aus Holz gab es zu ihrer Zeit auf jeden Fall was ähnliches, "Schulz- Zeilen", u. a. sah ich in der Studiotechnik der Berliner Kongreßhalle, über die habe ich auber auch nichts gefunden.

Apropos Attraktivität der Boxen (oben)... es gibt andere -technische Referenzklasse- Studio- und Regie- Abhörlautsprecher- und Boxen, wie z.B. die Heli- Studioboxen dieser Baujahre, die sehen noch... gewöhnungsbedürftiger aus.

Die Boxen stammen aus dem Bestand von Rundfunk/ Studiotechnik der DDR, ich bekam sie aus dem Abriß und "Entsorgung" eines Rundfunksenders.

Der Umbau für Außenbeschallung ist recht lieblos durchgeführt worden- manchmal ist der Kranhaken auf der anderen Seite, die Anschlüsse sind verkehrtrum, die Box steht auf dem Kopf (wer hat sowas verbrochen... Grrrr !)

Innen- die legendären Schulz- Breitbänder KSP215, 4 Stück davon, sowie 6 kleinere als Hochtöner. LS904 verwendet, diese sind neueren Baujahrs- später ausgetauscht ?
Eine Weiche ist nicht drin, nur ein dicker Block-C, anfangs wurden, soviel ich weiß, wegen der Probleme mit Phasenverschiebungen nur C's verwandt.

Außerdem aufwendige Schalldämmung innen drin.
Zum Schutz gegen Dreck ist Glasgewebe hinter den Stäben.
Die Glasfiberstäbe sind eingegossen- nichts klirrt oder scheppert.

Die Boxen enthalten eine Gruppenschaltung, gesamt 5 Ohm, sowie einen Trafo für den Anschluß an 100 Volt- Technik. Durch Anklemmen an die Gruppenschaltung der Lautsprecher anstelle des Trafos ist 5 Ohm- Betrieb möglich.

Ich habe 2 diese Boxen, mit einem engmaschigen, mattschwarzem, mit Gummi-Umrandung versehenem Drahtgitter, sowie einer grünen Lackierung (unsere Farbe als Band "Green Caravan") verschönert.



Die Boxen sind nun ein Jahrzehnt täglich am Stereoradio "Toccata" in Betrieb, auch schon verwendet für eine Disko- Veranstaltung im großen Saal, sowie als Background bei Auftritten.
Die Power kommt dann von 2 passenden Kölleda V150-3- Verstärkern (50 Watt an 200 Ohm/ 100 Volt)


Der Klang ist- wie üblich bei Schulz- Lautsprechern, hervorragend, die große Schallabstrahlfläche und die weiche Membranaufhängung macht sie interessant für den Betrieb an Kleinleistungs- Endstufen EL84, EL95, usw., die dann zeigen können, was sie drauf haben.

Und so sehen zwei dieser Teile jetzt aus- rausgeholt zwecks Großreinemachen. Blende grün ("Bandfarbe"), Korpus mattschwarz, vor den nicht gerade toll aussehenden Glasfiberstäben ein mattschwarz gespritztes feinmaschiges Metallgitter. Den Haken und die Seitenbefestigungen ab. Die Löcher sind noch, da könnten mal passende Griffe ran.

Mehrere Einsätze haben die Boxen hinter sich- Mit 50W/ Box für einen 100qm- Raum mehr als laut genug- die große Schallabstrahl- Fläche macht's möglich. Im Freien gerade so ausreichend. Natürlich kein Vergleich zu Transistor- Geräten- aber so gute Lautsprecher- Sätze sollte man auch nicht als Brüller verheizen.

Die Boxen sind am DDR- Stereoradio REMA "Toccata" dran- trotz geringerer Steuerleistung wesentlich lauter als am Kölleda Röhrenverstärker- aber der Klang an der Transistor- Endstufe ist brachialer, "härter", allerdings ist derFrequenzgang wesentlich schlechter, als an Röhrengeräten- die Z228 passen mit dem Toccate nicht zusammen.

An ener Anlage "Loewe Soundproject 12000" von 1978 spielen sie dann allerdings phantastisch.
Diese Anlage ist aber auch Spitzenklasse: Klirrfaktor 0,07% bei 50 Watt, Frequenzgang 20 Hz- 20 KHz.
Das läßt alle Röhrengeräte weit hinter sich... das ist auch ok, die Technik hat sich ja weiterentwickelt.

Meßorgie mit den Z 228

Ich bekam ich eine Meinung mitgeteilt, daß die Z 228 doch verdammt mittenlastig klingen sollen.

Zudem habe über einige freie Tage Zeit gehabt- und mußte entscheiden, ob ich die doch heftig großen RFZ- Boxen ich in meinem Hobby/ Büroraum aufstelle, oder zur Wahl noch "Live L 8992"- 3- Wege- Boxen. Sind mir mal in die Hände gefallen, sollen mal über ALDI vertrieben worden sein.

Die Boxen sollen weiterhin an verschiedenen Röhrengeräten zwecks Soundvergleich angeschlossen werden können.

Die RFZ-. Boxen habe ich zum Betrieb ohne Trafo umgeschaltet- also reine Gruppenschaltung, 5 Ohm, (innen sonst unverändert, mit dem 4 MüF für die "Hochtöner“.

Also Meßequipment angerollt:
Funktionsgenerator EMG (Ungarn) TR0463, Oszilloskop Jiwatsu MS 5100A (2- Strahler) und Mikrofon: Sennheiser e845, ("Gesangsmikro mit weitem Hochtonbereich"). Die üblichen Mikrophone haben 10 Khz, dieses geht bis 16 Khz, geht dann allerdings rapide runter- aber das war mir genug.
Was vom Mike kommt, kriegt ein Mischpult Behringer MX 802 (Xenix 802). Klangregler des Mixers natürlich ohne Frequenzgang- Beeinflussung, Mittelstellung (Einrasten).

Als Kandidaten für die Verstärkung: Röhren- Stereoradio Goldpfeil "Capri 6401 St", und testweise aus dem Wohnzimmer geholt: Transistor- Stereogerät REMA "Toccata 730".
Später sollen Stradivari 4 Automatic, Dominante- schon vorhanden- und andere schöne Radios, die bei mir landen, zeigen, was sie können. Ein Erfurt 4 steht auch schon da- super Klang mit eisenloser Endstufe- aber ausgerechnet der hat--- hochohmigste Lautsprecher- 100 und 200 Ohm !!!

Ausgangsleistung lege ich auf etwa 1,2 Watt fest, die Spannungswerte auf dem Oszi passend skaliert, ich wollte ja nur wissen, wie weit hoch oder runter die Verstärkung geht, außerdem geben die Röhrenradios ja auch gerade mal 4 Watt her, die ich ja nur äußerst selten voll nutze.

Am Lautsprecher- Ausgang eine „Stereo- An- und Umschalt- Einheit 71 von Funktechnik Leipzig, nur für diesen Zweck rausgeholt- die Verlängerung der Lautsprecher- Leitung kann ich bei der geringen Ausgangsleistung in Kauf nehmen.
Ein Oszi- Kanal an der Lautsprecher- Buchse, ein Kanal am Mischpult- Ausgang.

Als ersten den Capri. Erst mal versuchen, eine Stellung der Regler zu finden, die eine einigermaßen lineare Verstärkung gewährleistet- Messung an der Lautsprecher- Buchse..
Nun ja- Linear konnte ich vergessen... überraschenderweise hebt Capri die Tiefen unter 200 Hz mörderlich an- selbst bei zugedrehtem Tiefenregler, und alle Klangregister aus !
Irgendwann hatte ich dann eine brauchbare Reglerstellung oberhalb 200 Hz- mit der Tiefenanhebung muß ich eben leben..... die Schwankungen liegen bei etwa 2- 3 dB. (Amplitude 2,5 Skt zu 2 Skt.)
Auffällig: Bei 1Khz geht*s runter, dann nochmal bei 8 KHz.
Nicht super- aber ich denke, das geht.

Also dann Boxen ran. Capri angeworfen.
Die RFZ- Boxen schlagen sich wacker. Fetteste Tiefen am Capri- klar. Obwohl das Mikrofon da noch nicht voll da ist, deutlich zu sehen, wie hoch die Verstärkung da ist. Ab 200 Hz geht's dann innerhalb 3 dB bis 16 KHz, dann ist Ende..
Der Frequenzgang am Mikrophon/Mischpult- Ausgang folgt exakt dem an den Buchsen, folgt auch dem Tal bei 1 und 8 KHz. Na ja- das ist doch schon mal nicht übel !
Aber auch Fakt: Nix mit fetten Mitten- wie beschrieben !
(Warum sollten die Boxen soviel schlechter sein als der KSP selbst ?)
Ab 16 Khz geht's dann abwärts- klar- das Mike gibt ja dann schon nichts mehr her.

Dann die „Live“- Boxen an Capri.
Und wieder Überraschung: Ein Frequenzgang, der von unten bis 200 Hz sehr weit runtergeht, dann aber wieder weit nach oben ansteigt. Musik natürlich voll höhenlastig.
Ab 16 KHz ist wieder Schluß. Klar.

Dann die RFZ an Toccata- und auch hier wieder Überraschung: Die Frequenzgangkurve kann ich gar nicht zeichnen- Berg und Tal , in dichten Abständen- ich weiß nicht, was ich davon halten soll. 2 ganz tiefe Absenkungen bei 3,5 KHz und 7 KHz.
Das sieht so aus, als ob die Toccata- Endstufen mit den RFZ’s überhaupt nicht wollen- musikmäßig klingen sie aber.. wie nennt man’s... eben normal. Mit Musik- machen die richtig Krach.

Die Live- Boxen am Toccata- auch hier steigt der Frequenzgang wieder weit zu den Höhen an- an der Buchse bleibt alles linear.
Anhören tut sich’s demzufolge auch höhenlastig. Aber- brillante Höhen- da kann man nicht meckern.
Das habe ich aber nicht mehr meßmäßig erfaßt- es ging mir ja um die alten RFZ`s.

Über den für Verwendung in Beschallungsanlagen gedachten Trafo kann alles ganz anders aussehen. In dieser Betriebsart betreibe ich auch 2 Boxen, an Kölleda-Röhren- Verstärkern (V150, 50 Watt von je 2 EL34)- aber als Gesangs- und Instrumentenverstärker- und da sind die Anforderungen ja doch anders.

Am Röhrenradio richtig guter Klang- für Röhre wurden sie ja gebaut- und an Röhre sollen sie ja auch arbeiten.
Ich bin mit dem Sound sehr zufrieden.

An 25 Watt- Transistor- Endstufe- klingen sie... mittelmäßig, Meßmäßig- sieht’s dann natürlich auch nicht so toll aus.
Für knallharte Power- wären sie ok. Aber da brauch ich kein Transistor. Stereoradio... dafür hab' ich ja Kölleda- Röhrenverstärker..

Obwohl bei Jogi den KSP215 Schwäche im unteren Tiefstbereich attestiert wird- die „Live“- Boxen... lassen die vier 21cm- Breitbänder locker hinter sich. Auch wenn das dünne Gummischarnier die Membran fliegen läßt... woher soll’s auch so eine 13 cm- Membran nehmen,
Hochtöne- könnten sicher besser sein. Wer sich die einfallen ließ...

Die Live- Boxen haben sicher ganz exzellente Hochtöner- das hört man. Meßmäßig heben sie aber auf jeden Fall die hohen Frequenzen, nahezu linear ansteigend, an.
Bässe mit den kleinen Spielzeug- Lautsprechern- Klar, nicht viel da.

Das schlechte Ergebnis der RFZ am Toccata- ich nehm’s einfach mal hin.

Unten ein Diagramm, ist vom Mikrofon, habe die Kurven der Lautsprecher rübergezeichnet, da stimmt der Maßstab natürlich nicht überein- zwischen 1000 und 2000 Hz ist die (spannungsmäßige) Differenz 3 dB.



Von oben nach unten:
- Capri, Frequenzgang direkt am Lautsprecherausgang,
- RFZ- Box am Mischpult- Ausgang,
- Mikrofon- Eigen- Frequenzgang
- Live- Box am Capri.
Die ersten beiden Kurven sind deckungsgleich, darum untereinander gezeichnet.


Der Toccata- Frequenzgang am Lautsprecherausgang ist tatsächlich linear.
Die "Live"- Box am Toccata- habe ich nicht gemessen, weil ich diese Kombination nicht verwende..

Fazit:
Auch wenn hier kein superlineares Meßmikrofon zur Verfügung stand:

Die RFZ- Boxen sind für das hohe Alter verdammt gut.
Eine Mittenanhebung findet in keinster Weise statt.
Der über den Schalldruck gemessene Frequenzgang folgt dem spannungsmäßigen Frequenzgang am Ausgangsübertrager, das ist doch vorbildlich ! Was will man mehr ?

HiFi- Boxen- nach heutigen Maßstäben... schlecht zu vergleichen. Man bedenke auch- das Alter. Als die gebaut wurden, gab es den Begriff HiFi noch nicht.










 

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