Es lebe der Klirrfaktor !
...Künstl. Harmon. für besseren Klang
Absichtliches Erzeugen von heftigen Verzerrungen der Frequenzen eines bestimmten Hörfrequenzbereichs, und Hinzumischen dieser Verzerrungen zum ursprünglichen Gesamt- Nutzsignal...!!!
Ob das irgendwie sinnvoll ist ???
Hier zwei Artikel über ein seltsames akustisches Phänomen, aus einer alten "Funk- Technik"- Zeitschrift. und daraus resultierende Schaltungen, Schaltpläne unter den Artikeln.
Ich hatte den Artikel schon mal veröffentlicht, niemand kannte den beschriebenen Effekt.
Und... 1 Jahr später gab es eine Fortsetzung.
Die Texte unten sind mit Texterkennungssoftware eingelesene Scans, die Artikel wortwörtlich zitiert, die unterschiedlichen Wortabstände resultieren aus dem damaligen Drucksatz, ich habe nicht alle beseitigt.
Ich habe mir aber erlaubt, relevante Schaltungsdetails per Bildbearbeitung farbig hervorzuheben.
Ein Aprilheft war es nicht, es sind also keine Scherz- Artikel.
Weiß jemand, ob diese Schaltung mal Anwendung fand ? Dann bitte ich eine Mitteilung per Mail, daß ich den Artikel ergänzen kann.
Ebenso würde mich interessieren, wenn jemand diese Schaltung testet.
Ich werde dies auch tun.
Interessant wären Oszillogramme und/ oder Meßwerte, sowie ein Hörbericht- klingt die Sache doch denkbar, aber sehr ungewöhnlich.
Läßt sich unser Gehör so betrügen ???
Baßwiedergabe ohne Bässe
1. Artikel, FUNK-TECHNIK 1951, H. 22, S. 625
Das menschliche Ohr hat die Eigenschaft, bei Frequenzen unter etwa 100 Hz alle jeweils dazu gehörigen Obertöne nicht als Klangfarbe wahrzunehmen, sondern lediglich als Lautstärkezunahme des Grundtones. Setzt man zu jedem Baßton künstlich erzeugte Harmonische dazu, so registriert das Ohr eine Verstärkung der Grundtonamplitude, ohne jedoch die Verzerrungen durch die Obertöne zu empfinden (eine Tatsache, die gelegentl ich bei kleinen Orgeln ausgenützt wird). Auf diesem Prinzip beruht eine Verstärker-Schaltung {s. Abb.), die neben der normal verstärkenden 6J5 einen zweiten Kanal (6SF5) besitzt, die bei 0V Gittervorspannung und sehr hohem Anodenwiderstand die ausgesiebten tiefen Töne stark verzerrt und die so entstehenden Harmonischen der Endstufe weder zuführt. Auf diese Weise wird auch bei sehr kleinen Gehäusen bzw. Schällwänden eine klangvolle Wiedergabe erreicht. Die übrigen Schaltungseinzelheiten, wie Gegenkopplung, Tonblenden für tiefe, mittlere und hohe Frequenzen sind normal.
- Gruhle
Baßwiedergabe ohne Bässe
2. Artikel, FUNK-TECHNIK 1952, H. 19, S. 535
Die Fähigkeit des Ohres, durch Verzerrung entstandene Oberwellen von Baßtönen als Verstärkung des Grundtones wahrzunehmen, wurde bereits in FUNK-TECHNIK Bd. 6 |1951], H. 22, S. 625 erläutert. In der dort angegebenen Schaltung von K. A. Exley wird eine besondere Röhre verwendet, die allein der Verzerrung der Baßtöne dient.
Versuche ergaben, daß die somit erreichte Baßanhebung zwar deutlich wahrnehmbar ist, aber dennoch nicht dem zusätzlichen Materialaufwand entspricht. Legt man nämlich die Mehrausgabe in einem größeren Lautsprecher oder in einer vollkommeneren Schallwand an, so erhält man eine weit spürbarere Verbesserung der Baßwiedergabe.
Ohne wesentlichen Mehraufwand wird die Erzeugung künstlicher Bässe möglich, wenn man dazu das Magische Auge verwendet, das in den meisten Empfängern nur zur Abstimmanzeige dient. Der Referent hat hierüber in "Radio-Constructeur et Depanneur", Nr. 78, Paris, berichtet. Das Magische Auge ist dank seiner gekrümmten Kennlinie als Verzerrer gut brauchbar; die Abbildung gibt ein Schaltbeispiel. Dem Gitter der Abstimmanzeigeröhre gehen die volle Gleichspannungskemponente der Demodulation und ein mit dem Potentiometer P1 regelbarer Teil der Tonfrequenzspannung zu. Ein Tiefpaß (R1, C1) läßt nur die tieferen Frequenzen zur Verstärkung und damit zur Verzerrung gelangen. Von einer Anode des Anzeigesystems wird über C2 das so erhaltene Signal dem Gitter der Endröhre zugeleitet. Der Tiefpaß schwächt jedoch die Frequenzen der Mittellage nur ungenügend ab, Verzerrungen treten hier noch auf und würden normalerweise als störend empfunden. Sie werden durch eine selektive Gegenkopplung weitgehend vermieden, die nur die ungeschwächte Verstärkung der Bässe gestattet (C3, P2). Je nach der Stellung des Schleifers von P2 zweigt C4 die höheren Frequenzen entweder aus dem Gitterkreis der Endröhre oder aus dem Gegenkopplungsglied ab. Dies bedeutet einmal eine Abschwächung, dann eine Hervorhebung der höheren Tonlagen. Das Gegenkopplungsglied ist zu einem Abgriff des Lautstärkereglers gefuhrt. Man erreicht somit nicht nur eine recht einfache Schaltung, sondern auch eine gehörrichtige Lautstärkereglung. Der Gegenkopplungsgrad — und damit auch der Grad der Tonkorrektur — wird um so geringer, je. weiter der Lautstärkeregler aufgedreht ist.
Die Einfachheit der Schaltung gestattet es, auch bestehende Empfänger mit wenig Aufwand entsprechend abzuändern. Von ihrer Wirksamkeit kann man sich leicht überzeugen, wenn man das Gitter des Magischen Auges kurzzeitig an Masse legt; die Bässe werden dann bedeutend schwächer wiedergegeben.
H. Schreiber
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