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Special: 30er Jahre, Deutschland, Vergessene Schaltungen: Einbereichs- Super

Special: 30er Jahre, Deutschland,
Vergessene Schaltung: Einbereichs- Superhet


Hier eine Einbereichs- Superhet- Schaltung, sie gehört zu einem Bausatz "Einbereichssuper", hergestellt von "DX- Labor H. Kämmerer, Berlin- Neukölln".

Der Bausatz ist unten abgebildet, dieses Exemplar wurde nie verbaut, ich bekam es -da war ich 9 oder 10- von einem alten Radioladen- Besitzer in Berlin- Friedrichshain, Herrn Max Ebert, zusammen mit vielen anderen Bauteilen und Geräten.
Die Schaltung habe ich vom vergilbten Schaltungsblatt gescannt und bearbeitet.

Dieser Superhet arbeitet mit einer hohen Zwischenfrequenz, nämlich... 1600 Khz (1,6 MHz).

Warum so eine hohe ZF ?

Bei der Mischung zweier Frequenzen entstehen 2 neue Frequenzen, die Summen- und Differenzfrequenz.
Somit könnte bei der üblichen ZF bei z. B. einem Sender mit einer Frequenz in der Bandmitte die ZF sowohl 455 Khz tiefer, als auch 455 Khz höher, gebildet werden. Ohne Vorselektion (üblicher Eingangskreis) könnten also Sender, die auf diesen beiden Differenzfrequenzen senden, gleichzeitig empfangen werden- der gewünschte Sender, sowie der Sender auf der "Spiegelfrequenz !.
Und... je nach Empfangsbereich wären viele Sender... zweimal zu empfangen.

Die hohe ZF verlegt die Spiegelfrequenz(en) in einen Bereich, der kaum mit starken Sendern belegt ist.
Zudem haben diese Schaltungen einen Eingangsfilter- Bandpaß oder Tiefpaß der- nur die Frequenzen innerhalb des Bandes durchläßt, bzw. alles darüber sperrt.

Gleichlaufprobleme kennt dieser Super nicht- es findet keine Selektion mittels Eingangskreis statt.
Ideales Bastelobjekt, als Anfänger- Gerät.

Zudem liegt die Oszillator- Frequenz im Bereich 1750 kHz bis 3100 kHz, und dieser läßt sich mit einem üblichen 500pf- Drehko überstreichen- Ergebnis: Der gesamte Lang- und Mittelwellenbereich (damals ging MW bis 1500 Khz) läßt sich ohne Umschaltung lückenlos überstreichen ! Toll, nicht ?

Das Prinzip wurde dennoch nur für einige wenige Geräte verwandt, für größere, aufwendigere Geräte erwies es sich dann doch als weniger geeignet.

Was der Nachteil ist:

Die Frequenzstabilität des Oszillators, der in diesen Geräten auf weit höheren Frequenzen schwingen muß, ist schlechter, das führt zu "Sender- Weglaufen".

Die ZF- Bandbreite ist ohne zusätzlichen Aufwand höher, das ist für hochqualitativen Empfang noch ok, führt für den Fernempfang jedoch zu schlechterer Trennschärfe.

Dem kann man mit einer zweiten Mischstufe, einem weiteren "Heruntermischen" auf eine niedrige ZF, entgegenwirken, man hat dann einen trennscharfen "Doppelsuper", aber der Aufwand ist höher, diese Empfängerart findet man darum in der Amateur- und kommerziellen Funktechnik.

Die Eingangsstufen ohne mitlaufenden Vorkreis bekommen den gesamtem Empfangsbereich an den Mischstufen- Eingang- das führt zu  "Intermodulation" bzw. "Kreuzmodulation", damit zu Pseudo- Empfangsstellen: Es sind Sender an Stellen zu hören, wo kein Sender ist, oder es gibt Interferenzen -"Pfeifstellen", wenn dort ein Sender empfangen wird.
Kreuzmodulation entsteht immer im Empfänger.

Genau die einfache Schaltungstechnik des Einbereich- Supers -allein der Oszillator- Schwingkreis wird abgestimmt- erlebte in der späten Transistor- Zeit eine Renaissance: "Scanner- Empfänger" mit digital abgestimmten PLL-Oszillatoren arbeiten wieder ohne Vorselektion, bestenfalls -und auch wirklich nur bestenfalls- mit Bandpässen, sämtliche Selektions- Eigenschaften wurden von den ZF- Stufen bereitgestellt.
Jedoch sind viele solcher Empfänger "einfach gestrickt", ohne mitlaufende Abstimmung ist immer Kreuzmodulation zu befürchten- dem steuerte man in besseren Geräten z. B. mit besseren Mischstufen- Transistoren und anderen Mischerschaltungen entgegen.


Gute Selektion der historischen Einbereichsempfänger trotz der wenigen Kreise ?
Immerhin besitzt der ZF- Auskoppelkreis oft eine Rückkopplungswicklung, die Rückkopplung bewirkt eine weitere Erhöhung von Verstärkung und Trennschärfe.

Einbereichssuper gab es -wegen Mangel an Radiomaterial- in den Nachkriegsjahren.
Im Amateur- und Bastler- Bereich gab es zuweilen solche einfachen Konstruktionen.

In den 30er Jahren gab es industrielle Einbereichssuper bei Schaub und Mende, ebenfalls mit LW und MW "in einem Rutsch durchstimmbar".
Diese hatten jedoch mitlaufende Vorkreise, die während des Skalenlaufs mechanisch umgeschaltet wurden, das mildert erheblich die Kreuzmodulation.

Die Einbereichssuper- Schaltung war als einfachste, billige Superhet- Konstruktion gedacht, sie geriet in Vergessenheit, weil schon bald bessere Konstruktionen günstig hergestellt werden konnten.
Aber sie zeigt, mit welch geringen Mitteln- nur 2 Empfänger- Verbundröhren, plus 1 Trockengleichrichter oder Gleichrichterröhre- ein Superhet realisiert werden kann.

Edi

Fotos: Bausatz "Einbereichssuper" von "DX- Labor H. Kämmerer, Berlin- Neukölln", Scans verkleinert.




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